Veröffentlicht am Dez. 20, 2023

Abnahme einer Photovoltaik-Anlage

Schritt fünf bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage: Der Solarteur übergibt Ihnen die fertig installierte Anlage. Auch wenn das Projekt nun kurz vor dem Abschluss steht, ist noch einmal größte Sorgfalt gefragt. Für Sie geht es darum, dass die Funktion der Anlage ordnungsgemäß geprüft und protokolliert wird, die Photovoltaikanlage schriftlich in einem Übergabeprotokoll dokumentiert wird und Sie in den laufenden Betrieb eingewiesen werden.
Gina Doormann
Dieser Artikel wurde von
Gina Doormann für www.solaranlagen-portal.com verfasst.
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Photovoltaik-Übergabe: der Inhalt

Zwei Männer mit Bauhelmen geben sich die Hand.

Bei der PV-Übergabe ist Genauigkeit gefragt. Bild: AdobeStock_visoot

Photovoltaik-Checkliste Teil 5: Übergabe (Überprüfung & Dokumentation)

Der aktuelle Stand Ihres Photovoltaik-Projekts ist folgender: Sie haben sich für ein Angebot entschieden und einen Solarteur mit der Montage der Anlage beauftragt. Dieser hat die Photovoltaikanlage vor kurzem fertiggestellt und will sie Ihnen jetzt in einem abschließenden Termin übergeben. Erfahren Sie, worauf Sie bei der Photovoltaik-Abnahme achten müssen. 

  • Übrigens: Laut EEG gilt eine PV-Anlage als in Betrieb genommen, sobald sie das erste Mal Strom erzeugt. Das kann zum Beispiel mithilfe einer einfachen Leuchte überprüft werden.

Hier die PV-Checkliste als PDF kostenlos herunterladen.

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Folgende Aufgaben muss der Solarteur noch erledigen und mit Ihnen besprechen

  • vollständige Funktionsprüfung der Anlage
  • Dokumentation der Prüfergebnisse
  • vollständige Dokumentation der Anlagentechnik
  • Einweisung in den Betrieb von Photovoltaikanlage und Speicher

Hintergrund: Für diesen abschließenden Projektschritt gibt es eine Norm, welche die Mindestanforderungen an die Inbetriebnahme und Systemdokumentation definiert: die DIN EN 62446. Weiterhin ist die VDE 0126-23 relevant. Unser Ratschlag: Bestehen Sie darauf, dass die abschließenden Prüfungen und Dokumentationen gemäß dieser Norm durchgeführt werden.

1. Inbetriebnahmeprüfung: Messungen und Prüfschritte der PV-Anlage

  • Montage und Installation der Photovoltaikanlage muss nachweislich gemäß IEC 60364-6 erfolgt sein.
  • Die Prüfung schließt das Gleichstromsystem (DC-seitig), das Wechselstromsystem (AC-seitig) sowie den Schutz gegen Überspannung ein.
  • Schritt 1: Prüfung aller Wechselstromkreise
  • Schritt 2: Prüfung aller Gleichstromkreise
  • Schritt 3: Durchgängigkeit der Schutz- und Potenzialausgleichsleiter (DC-seitig)
  • Schritt 4: Polaritätsprüfung jedes Strings (DC-seitig)
  • Schritt 5: Prüfung der Leerlaufspannung jedes Strings (DC-seitig)
  • Schritt 6: Prüfung des Kurzschlussstroms jedes Strings (DC-seitig)
  • Schritt 7: Funktionsprüfung der Schalt- und Steuergeräte, Wechselrichter und Schutzeinrichtungen bei Netzausfall
  • Schritt 8: Isoliervermögen der Bauteile der Gleichstromkreise sowie Eignungsprüfung eines PV-Strings
Prüfbedingungen und Normen für den Anschluss von Speichern

Sehr viele PV-Anlagen werden direkt gemeinsam mit einem Speicher installiert. Dieses Vorgehen ist daher beinahe Standard, sodass auch die zugehörigen Normen und Prüfverfahren hier erwähnt werden. Für Anschluss und Betrieb von Speichern gelten die Regelwerke VDE-AR-N 4100, VDE-AR-N 4105, VDE-AR-N 4110, die europäischen Network Codes und die technischen Anschlussbedingungen. 

Weiterhin relevant sind:

  • Sicherheitsleitfaden Li-Ionen-Hausspeicher
  • Effizienzleitfaden für PV-Speichersysteme
  • Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN)-Hinweis „Anschluss und Betrieb von Speichern am Niederspannungsnetz“ in der jeweils gültigen Ausgabe DIN 62109

2. Dokumentation der Prüfergebnisse: Inhalte und Prüfbericht

  • Grundlage hierfür ist die VDE 0126-23, die auch Vorlagen für Prüfberichte und Prüfbescheinigungen enthält
  • Inbetriebnahme, Einspeise-Stromzähler
  • PV-Module: Typ, Leistung etc.
  • PV-Wechselrichter: Hersteller. Nennleistung und Maximalleistung, Typ, etc.
  • Prüfbericht Besichtigung: Konstruktion und Installation des PV-Generators, PV-System / Schutz gegen Überspannung / elektrischen Schlag, besondere Faktoren PV-System, Aufschriften und Kennzeichnung PV-System, allgemeine /(mechanische) Installation des PV-Systems
  • Prüfbericht der elektrischen Prüfung des PV-Generators: Generator, Schutzeinrichtung, Verdrahtung, Erprobung und Messung des Stranges, Netzausfallprüfung etc.
  • Prüfbericht der elektrischen Prüfung der AC-Seite der PV-Anlage: Besichtigen, Erproben, Messen

3. Vollständige Dokumentation der Photovoltaikanlage: Inhalte und Dokumente

  • Typenschildangaben (grundlegende Angaben zum System): Projektidentifikation, Bemessungsleistung, Installationsdatum, Datum der Inbetriebnahme, Name des Kunden, Anschrift des Anlagenstandorts
  • Kontaktdaten sämtlicher beteiligter Unternehmen und Personen, die für die Entwicklung und den Bau der Photovoltaikanlage verantwortlich waren inkl. Verantwortungsbereiche
  • Stromlaufplan (Verschaltungsplan): vollständige Dokumentation des DC- und AC-Stromkreises inkl. aller Schutzeinrichtungen und Lageskizze der Solarkabel im Haus
  • Dachbelegungsplan
  • Stringaufteilung
  • Datenblatt der Photovoltaikmodule, des Wechselrichters und des Montagesystems
  • Gewährleistungsangaben für Module und Wechselrichter (Geber, Beginn, Dauer)
  • Nachweis über die Dichtheit der Dachhaut
  • Kennzeichnung aller elektrischen Bauteile, die im Haus frei erreichbar sind
Inhalte des Inbetriebssetzungsprotokolls für eine PV-Anlage mit Batteriespeicher
  • Anschrift Anlagenbetreiber und Anlagenerrichter
  • Allgemeine Angaben zur Anlage: Gebäude/Freifläche, Einspeisespannungsebene, gesamte Modulleistung etc.
  • Modultyp, Hersteller, Typenbezeichnung, Modulanzahl und -leistung
  • Wechselrichter: Gesamtleistung, wie wurde die symmetrische Drehstromeinstellung realisiert, Blindleistungseinstellung gemäß VDE-AR-N 4105
  • Batterie-Speichersystem: Speicherkapazität in kWh, Wechselstrom oder Drehstrom, Wechselrichter integriert (DC-Kopplung) oder extern (AC-Kopplung), Wechselrichter-Hersteller- und Typenbezeichnung, max. Scheinleistung in Kilovoltampere (kVA)
  • Zentraler NA-Schutz: Auslösetest, Integration bestehender Anlagen, Einstellwerte
  • Einspeisemanagement: Funktionstest, falls Begrenzung notwendig
  • Erzeugungszähler: Messstellenbetreiber, Zählertyp etc.
  • Einspeise- und Bezugszähler: Messstellenbetreiber, Zählertyp etc.
  • Inbetriebnahmedatum der PV-Anlage nach EEG.
  • Unterschriften etc.

4. Einweisung des Anlagenbetreibers

  • Kontrollmöglichkeiten, die auf einen korrekten Betrieb der Anlage hinweisen
  • Erklärung der Funktion des Einspeisezählers
  • Schneeräumung im Winter
  • Wartungsintervalle
  • Notwendigkeit, die Photovoltaikanlage reinigen zu lassen
  • Was ist zu tun, wenn die Anlage ausfällt? (Notabschaltung)
  • Verhalten im Brandfall
  • Einspeisemanagement bei Anlagen > 25 kWp: Dazu müssen Anlagen laut Paragraph 9 EEG 2023 fähig sein. Einspeisemanagement bedeutet, dass der Netzbetreiber per Fernsteuerung regulierend eingreifen kann, um eine Netzüberlastung zu verhindern.

Ihre Photovoltaikanlage kann nun sicher in Betrieb gehen. Für Sie steht jetzt nur noch die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur sowie der Einspeisevertrag mit dem örtlichen Stromnetzbetreiber an. Hier finden Sie weitere Hinweise zur Instandhaltung Ihrer Photovoltaikanlage sowie einen Ausblick auf das Photovoltaik Repowering und die Entsorgung alter PV-Module.

Hier die PV-Checkliste als PDF kostenlos herunterladen.

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