Photovoltaik » Balkonkraftwerk » Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Die Antwort lautet fast durchgehend: Ja. Balkonkraftwerke sind preiswert und fast überall leicht installierbar. Ihre Anschaffungskosten haben sie bereits nach wenigen Jahren wieder eingespielt. Hinter Details wie der Leistungsfähigkeit einer Anlage und der Frage, ob sich ein Stromspeicher rechnet, verstecken sich jedoch ein paar Hemmnisse, welche die Amortisationszeit eines Balkonkraftwerkes beeinflussen. Weiterlesen
Thorben Frahm
Thorben Frahm
9 Dez. 2024

Warum ein Balkonkraftwerk sinnvoll ist

  • Ein Balkonkraftwerk rechnet sich bereits nach drei bis fünf Jahren. 
  • Ersparnisse von 80 bis 160 Euro im Jahr sind wahrscheinlich
  • Die Kosten für ein Balkonkraftwerk liegen nur bei 300 bis 600 Euro
Mini-PV-Anlage an Balkonbrüstung - lohnt sich fast immer

Bildquelle: © Robert Poorten - Adobe Stock 553122183

Balkonkraftwerk: Ersparnis & Amortisation an zwei Beispielen

Um zu beantworten, ob und wann sich ein Balkonkraftwerk lohnt, betrachten wir zwei typische Anlagen und vergleichen die Kosten mit dem wahrscheinlichen Ertrag. 

Es handelt sich einmal um ein Balkonkraftwerk mit 400 Watt Leistung und dann noch ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Spitzenleistung (Kilowatt Peak oder kurz “kWp”).

Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk mit 400 Watt Peak?

Ein Balkonkraftwerk mit 400 Watt beziehungsweise einem einzelnen Solarmodul kostet Sie um die 300 Euro. Über das Jahr betrachtet erzeugt die Anlage knapp 276 Kilowattstunden (kWh) Solarstrom. Bei kleinen Balkonkraftwerken wie diesem können wir davon ausgehen, dass knapp 76 Prozent des Solarstroms direkt im Haushalt Verwendung finden - im Folgenden als “Eigenverbrauch” bezeichnet. 

Das bedeutet, dass Sie 209 kWh Stromertrag im Jahr direkt aus Ihrem Balkonkraftwerk beziehen und nicht vom Stromanbieter kaufen müssen. Bei einem aktuellen Strompreis von 38 Cent pro Kilowattstunde sparen Sie im Jahr also: 209  * 0,38 =  79,42 Euro pro Jahr. 

Da die Anlage 300 Euro gekostet hat, amortisiert sich dieses Balkonkraftwerk bereits im vierten Betriebsjahr. Es erzeugt ab diesem Zeitpunkt Gewinne.

Nach 20 Jahren: 1588,40 Euro

Balkendiagramm: ein Balkonkraftwerk mit 400 Watt Leistung lohnt sich nach knapp vier Jahren

400 Watt Peak, 300 Euro Anschaffungskosten, 276 kWh Ertrag/Jahr, 76% Eigenverbrauch, gesparte Kilowattstunden: 209 kWh/a. Das ergibt bei einem Strompreis von 38 Cent pro Kilowattstunde eine jährliche Ersparnis von 79,4 Euro

Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Peak?

Ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Peak kostet im Schnitt 600 Euro. Diese Anlage erzeugt 552 Kilowattstunden Solarstrom im Jahr. Bei größeren Anlagen fällt der Eigenverbrauch meist etwas geringer aus als bei kleineren Kraftwerken, da dessen volle Leistung im Haushalt nicht immer benötigt wird - der Überschuss fällt größer aus und die Anlage speist ihn stattdessen in das allgemeine Stromnetz ein. Wir nehmen in diesem Fall also an, dass 60 Prozent Eigenverbrauch stattfindet.

Sie sparen in diesem Fall somit 331,20 Kilowattstunden Strom. Bei einem Strompreis von 38 Cent pro Kilowattstunde sparen Sie 125,80 Euro an Stromkosten pro Jahr.

Das Balkonkraftwerk mit 800 Watt Leistung kostete 600 Euro und hat sich somit nach knapp fünf Jahren amortisiert.

Nach 20 Jahren: 2516 Euro Ersparnis.

Ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Leistung lohnt sich nach etwas über vier Jahren

800 Watt Peak, 600 Euro Anschaffungskosten, 552 kWh Ertrag/Jahr, 60% Eigenverbrauch, gesparte Kilowattstunden: 331,2 kWh/a. Das ergibt bei einem Strompreis von 38 Cent pro Kilowattstunde eine jährliche Ersparnis von 125,8 Euro

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk? Der Balkonkraftwerk Rechner hilft!

Sie möchten selbst noch einmal nachrechnen? Wir empfehlen Ihnen den kostenlosen “Stecker-Solar-Simulator” der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Er kam auch bei unseren obigen Beispielen zum Einsatz.

Kosten und Förderung für Balkonkraftwerke

Die Anschaffungskosten für ein Balkonkraftwerk variieren je nach Größe und Leistungsfähigkeit der Anlage. Auch wenn die Spanne des Preises mit 200 bis 600 Euro relativ weitläufig ist, fällt auf, dass sich der Lieferumfang und die Leistung sehr stark ähneln.

So ist bei jedem Komplettset ein Solarmodul, ein Wechselrichter, eine Halterung für das Balkongeländer oder die Balkonbrüstung und ein Anschlusskabel entweder mit Wieland-Stecker oder Schuko-Stecker (Schutzkontaktstecker) dabei. 

Eine bundesweite staatliche Förderung für Balkonkraftwerke wird nicht vergeben. Auf Ebene der Bundesländer können Sie teilweise Fördergelder in Anspruch nehmen. Hauptsächlich erhalten Sie auf kommunaler Ebene Zuschüsse für Balkonkraftwerke, die sich auf mehrere hundert Euro belaufen können. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel zur Balkonkraftwerk Förderung.

Ertrag: Wie viel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk pro Jahr?

Balkon-Solaranlagen sind mit Solarmodulen ausgestattet, die eine Leistung von um die 400 Watt Peak besitzen. In Deutschland können Sie davon ausgehen, dass Sie pro Kilowatt Peak Leistung circa 1.000 kWh Solarstrom im Jahr gewinnen. Im Jahr bedeutet das also ungefähr 400 kWh Strom pro Modul pro Jahr.

Dennoch sollte man die individuellen Gegebenheiten im Hinblick den Ertrag und die Rendite der PV-Anlage berücksichtigen. Die Ausrichtung des Balkons, die Neigung der Solarmodule und mögliche Verschattungen der Mini-PV beeinflussen die Effizienz der Anlage.

Mehr Eigenverbrauch - schnellere Amortisierung

Im Vergleich zur Dachanlage ist die Situation bei der Balkonanlage eindeutig: Balkonanlagen amortisieren sich ausschließlich über  Eigenverbrauch. Je mehr, desto besser.

Bei einer Nutzungsdauer von 20 bis 25 Jahren bleibt ausreichend Zeit für das Balkonkraftwerk, sowohl Strom zu erzeugen und Rendite zu generieren. Langfristig ist eine Investition in ein Balkonkraftwerk definitiv lohnenswert, besonders angesichts steigender Energiekosten.

Hauptverbraucher sind Geräte wie Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner, hinzu kommen Internetrouter und Geräte im Standby-Modus. Mini-PV-Anlagen können diesen Grundverbrauch zumindest zum Teil mit selbst produziertem Strom decken. 

Wenn Sie sich für eine Mini-PV Anlage interessieren, empfehlen wir Ihnen den Online Shop* unseres Partners.

Grafik: Geräte mit dem höchsten Stromverbrauch im Haushalt

(Haupt-)Verbraucher im Haushalt / Bildquelle: © Solaranlangen-Portal.com

Balkonkraftwerk Vor- und Nachteile

Wie sinnvoll ist ein Balkonkraftwerk? – Vorteile

Einfache Installation der Mini-Photovoltaikanlage

Zu den größten Vorteilen eines Balkonkraftwerks zählt die einfache Installation. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Solaranlage ist keine aufwändige Montage auf dem Dach erforderlich. Dadurch entfallen Kosten, die mit der Inbetriebnahme einer Dachanlage verbunden sind. 

Ein Balkonkraftwerk kann auch von Mietern genehmigungsfrei genutzt werden, da es ohne bauliche Veränderungen installiert werden kann. Allerdings sollten Sie den Vermieter im Voraus informieren.

Geringere Abhängigkeit von Energieversorgern mit Mini-PV

Ein weiterer Pluspunkt ist die geringere Abhängigkeit von Energieversorgern und schwankenden Strompreisen. Mit einem Balkonkraftwerk erzeugen Sie Ihren eigenen Strom und senken Ihre Energiekosten.

Schnelle Amortisation mit Balkonkraftwerk

Ein Balkonkraftwerk amortisiert sich finanziell in drei bis fünf Jahren

Als wichtiger Anhaltspunkt gilt bei der Klimafreundlichkeit eines Balkonkraftwerks die energetische Amortisation. Ein Balkonkraftwerk amortisiert sich energetisch, wenn es so viel Energie bereitgestellt hat, wie zu seiner Herstellung aufgewendet worden ist. Die Dauer ist abhängig von der Art der Module und dem Ertrag der Mini-PV-Anlage. Der durchschnittliche Zeitraum liegt bei 17 bis 40 Monaten.

Ein Balkonkraftwerk verringert Ihren CO₂-Fußabdruck

Ein Balkonkraftwerk rechnet sich nicht nur finanziell, es vermeidet im Vergleich zum deutschen Kraftwerkspark auch CO2. Wie viel es ist, erfasst man über den “Netto-Vermeidungsfaktor” pro Kilowattstunde Strom. Das bedeutet: wie viel CO2 wird beispielsweise frei, wenn ein Kohlekraftwerk eine Stunde Strom bereitstellt und wie viel CO2 verursacht ein Balkonkraftwerk im Vergleich dazu?

Laut der laufend aktualisierten Untersuchungen des Umweltbundesamtes liegt der Netto-Vermeidungsfaktor von Balkonkraftwerken - die Studie spricht von Photovoltaik im Allgemeinen, aber wir gehen an dieser Stelle von einem ähnlichen Faktor aus - bei 690 Gramm CO₂-Äquivalente/kWh. Mit jeder Kilowattstunde Strom aus einem Balkonkraftwerk vermeiden Sie also 690 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. 

  • Ein Balkonkraftwerk mit 400 Watt vermeidet bei einem Jahresertrag von 276 kWh also 190 kg CO2 im Jahr.
  • Ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt vermeidet bei einem Jahresertrag von 552 also 380 kg CO2 im Jahr.

Hohe Langlebigkeit der Balkon-PV

Solarpaneele unterliegen einem Alterungsprozess, der ihre Leistung im Laufe der Zeit beeinträchtigen kann. Solarmodule für PV-Anlangen sind aber generell sehr Langlebig. In der Regel geben Hersteller eine Garantie von 20 bis 30 Jahren auf Mini-PV-Anlagen.

Ein hochwertiger Wechselrichter kann 10 bis 15 Jahre Leistung bringen. Aufgrund der hohen Langlebigkeit ist die Amortisation in angemessener Zeit wahrscheinlich.

Balkonkraftwerk lohnenswert? – Nachteile

Stromertrag von Sonneneinstrahlung abhängig

Die Ertragszeit und -Art eines Balkonkraftwerks hängt vom Montageort und von der Ausrichtung der Photovoltaikanlage zur Sonne ab. 

Sollte sich das montierte Balkonkraftwerk im Osten befinden, wird die Mini-PV-Anlage vor allem am Vormittag Strom erzeugen – im Westen logischerweise nachmittags bis abends.

Keine Notstromfähigkeit

Bei einem Stromausfall stellt eine Mini-Solaranlage keine Energie zur Verfügung: der Wechselrichter benötigt Energie für den Betrieb. Fließt kein Strom, arbeitet auch das Balkonkraftwerk nicht mehr..

Bei Netzeinspeisung meist keine Vergütung

Balkonkraftwerke können Einspeisevergütung erhalten. Wirtschaftlich ist das in der Regel aber nicht. Wollen Sie Einspeisevergütung für ein Balkonkraftwerk erhalten, müssen Sie die Anlage zusätzlich zum Marktstammdatenregister auch bei Ihrem Netzbetreiber anmelden.

Außerdem benötigen Sie einen zusätzlichen Zweirichtungszähler. Das ist mit jährlichen Zusatzkosten verbunden. Die Balkonkraftwerke mit 400/800 Watt aus unseren obigen Beispielen würden im Jahr jeweils 66 und 220 kWh Strom im Jahr einspeisen. Dafür erhielten Sie eine Vergütung von 5,28 beziehungsweise 17,66 Euro. Der Stromzähler alleine kostet im Jahr allerdings bereits 20 Euro Gebühren. Das lohnt den Aufwand generell nicht.

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk? Mein Fazit

Die Frage lautet inzwischen eher “Ab wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?”

Die Anschaffungskosten waren ohnehin sehr niedrigschwellig - und sind durch den Wegfall der Mehrwertsteuer noch weiter gesunken. Und da auch die Strompreise absehbar nicht sinken werden - zynische Zeitgenossen könnten eher das Gegenteil vermuten -  spricht das umso mehr für ein Balkonkraftwerk. 

Dazu gesellt sich der Umstand, dass die Mini-PV-Anlagen wirklich fast überall ihren Platz finden: Balkonkraftwerke verrichten ihre Arbeit genauso klaglos auf einem Garagendach wie auf einem Balkon. 

Insofern komme ich an dieser Stelle zu der seltenen Situation, dass ich etwas grundlegend empfehlen kann: Balkonkraftwerke sparen Strom, rechnen sich in kurzer Zeit, verbessern die CO2-Bilanz und kosten dabei auch noch wenig. Und erfrischenderweise kommen bei Balkonkraftwerken auch einmal Bürger in Mietverhältnissen zum Zuge. Wir vergeben das in Deutschland bestmögliche Gütesiegel: “Da kann man nicht meckern”.

Sind Balkonkraftwerke genehmigungspflichtig?
Nein, Balkonkraftwerke brauchen keine Genehmigung. Jedoch müssen Sie angemeldet werden. Empfohlen wird, das Balkonkraftwerk innerhalb eines Monats nach der Inbetriebnahme anzumelden.
Wie sinnvoll ist ein Balkonkraftwerk mit Speicher?
Den Strom für den Eigen­verbrauch zu erzeugen, ist nur dann finanziell sinnvoll, wenn der Produzent möglichst viel davon selbst verbraucht. Ein Stromspeicher ist bei derart kleinen Anlagen nicht lohnenswert – weder finanziell noch für die Umwelt. Er hätte zum Beispiel in den Wintermonaten, wenn die Anlage wenig Strom erzeugt und der eigene Solarstrom­verbrauch beispielsweise etwa für Beleuchtung hoch ist, kaum etwas zu speichern. Es ist dementsprechend ratsam zu prüfen, ob Sie tags­über oft gleich­mäßig hohen Strom­verbrauch haben. Nur dann können Sie den selbst erzeugten Strom auch verbrauchen.

*Link zu unserem Kooperationspartner

Thorben Frahm
Thorben Frahm ist Redaktionsleiter und Fachredakteur für Photovoltaik.
Fachbetriebe aus den größten Städten in Deutschland (Alle Städte)
Fachbetriebe aus den größten Städten in Österreich (Alle Städte)
Fachbetriebe aus den größten Städten in der Schweiz (Alle Städte)