Normen sind keine Gesetze, sie haben lediglich Empfehlungscharakter. Dass es sich nicht um Gesetze handelt, erkennt man schon daran, dass der vollständige Text der Norm nur gegen Bezahlung einzusehen ist. Im Prinzip ist das Einhalten der Normen freiwillig. Aber die Normen legen einen technischen Standard fest – also einen quasi rechtsverbindlichen Status.
Steckdose für Balkonkraftwerk: Inhalt
Balkonkraftwerk mit Wieland- oder Schukostecker? Foto: AdobeStock_Robert Poorten
Schuko-Stecker: Was ist das?
Vorab: "Schuko-Stecker" ist eine Abkürzung für “Schutzkontakt-Stecker”. Dabei ist der Begriff Schuko gesetzlich geschützt, es gibt sogar den Schuko-Warenzeichenverband e. V.
Eine komplette Schuko-Steckvorrichtung besteht aus einem Stecker und einer Steckdose, die mit diesem korrespondiert. Dieses System ist haushaltsüblich und weit verbreitet, hier stecken wir tagtäglich Lampen oder verschiedene Haushaltsgeräte ein. Ein Schuko-Stecker hat zwei runde Kontaktstifte, die einen Durchmesser von 4,8 mm und eine Länge von 19 mm haben. Die beiden Stifte nennen sich Außenleiter und Neutralleiter.
Schukostecker. Bild: AdobeStock_tl6781
Hinzu kommt ein dritter Pol, der sogenannte Schutzkontakt. Seine Aufgabe ist es, Fehlerströme abzuleiten. Diese können entstehen, wenn der Stromkreis mithilfe der anderen beiden Pole geschlossen wird. Bedeutsam ist, dass die Verbindung zum Schutzkontakt immer als erstes, also “vorauseilend” hergestellt wird – und als letztes getrennt wird. Hierfür sind beim Schukostecker Kontaktflächen am Stecker und Kontaktfedern an der zugehörigen Dose zuständig.
Das System der Schukostecker ist für elektrische Spannungen zwischen 220 V und 240 V ausgelegt. Die Nennspannung beträgt also 230 V. Das gesamte System eines Schukosteckers, also inklusive Verlängerung etc., ist auf eine Leistung von 3.680 W ausgelegt. Das gesetzliche Regelwerk von Schuko-Steckdosen ist die DIN VDE 0620-1:2021-02.
Was ist ein Wieland-Stecker?
Die Wieland-Steckdose wurde von dem Unternehmen Wieland als eine Energiesteckdose auf den Markt gebracht. Der Wieland-Stecker und Solar passen deshalb so gut zusammen, weil er die Gefahr, die von in einer Balkon-Anlage erzeugtem Strom ausgeht, minimiert. Denn der Stecker, der von einem Balkonkraftwerk aus in die Steckdose führt, transportiert auch Strom dorthin – anders als bei anderen Haushaltsgeräten, die lediglich Stromabnehmer sind. Es besteht also grundsätzlich die Gefahr eines Dauerfunkens und der Überhitzung.
Wieland-Stecker und Wieland-Steckdose. Grafik: Wieland Electric
Um diese Risiken bestmöglich zu umgehen, sind die Pins beim Wieland-Stecker mit solidem Kunststoff ummantelt und dreiadrig angeordnet. In eine haushaltsübliche Steckdose passt er also schon einmal gar nicht. Besonders kindersicher werden Wieland-Steckdose und -Stecker zudem, indem sich der Stecker nur mithilfe eines Schraubenziehers von der Steckdose entfernen lässt.
Für ein Balkonkraftwerk ist eine Wieland-Steckdose Pflicht – zumindest, wenn man die VDE-Norm in Bezug auf die Stromeinspeisung mit einem Balkonkraftwerk einhalten möchte. Denn diese Norm empfiehlt als Einspeisesteckdose für ein Balkonkraftwerk den Wieland-Stecker. Ein Schuko-Stecker ist hingegen für diesen Einsatz bislang nicht normkonform.
Zwar besteht keine gesetzliche Pflicht zum Einsatz eines Wieland-Steckers, um Photovoltaik am Balkon zu nutzen. Aber einige Netzbetreiber setzen für die Anmeldung eines Balkonkraftwerkes voraus, dass Betreiber eines Balkon-Kraftwerkes eine Wieland-Steckdose anschließen. Unter Umständen kann sogar zusätzlich gefordert werden, dass Fachkräfte die Einspeisesteckdose anschließen müssen. Dies ist aufgrund der besonderen Bauart der Wieland-Steckdose allerdings sogar notwendig: Ein Laie kann sie nicht anschließen! Die Wieland-Steckdose kann durch die Fachkraft als Aufputz- oder Unterputzinstallation angebracht werden.
Zusätzlich unterscheidet sich die Wieland-Steckdose durch den Preis vom Schuko-Stecker: Sie ist deutlich teurer. Hinzu kommen die Kosten für das Installieren durch eine Elektro-Fachkraft. Nichtsdestotrotz gibt es zum jetzigen Zeitpunkt oftmals zur Wieland-Steckdose keine Alternative.
Wieland oder Schuko: Wie unterscheiden sich die Steckerarten?
Die beiden Steckdosensysteme unterscheiden sich in Optik und Funktion. Beim Wieland-Stecker sind die Pins des Steckers in dreiadriger Anordnung mit sichtbarem Kunststoff umhüllt. Daraus ergibt sich ein Berührungsschutz. Das kann im Vergleich mit einem Schukostecker für einen höheren Sicherheitsstandard beim Betrieb eines Balkonkraftwerkes sorgen.
Weiterhin erfüllt der Wielandstecker Anforderungen an bestimmte Normen (nicht Gesetze!):
- DIN VDE V 0100-551-1 “Errichten von Niederspannungsanlagen”: Diese Vornorm formuliert Anforderungen an die Art des Anschlusses von Stromerzeugungseinrichtungen (zum Beispiel ein Balkonkraftwerk), die parallel zu einer Stromquelle, etwa der öffentlichen Stromversorgung, betrieben werden. In dieser Vornorm wird außerdem gefordert, dass ein Balkonkraftwerk über eine spezielle Energiesteckvorrichtung angeschlossen werden soll. Zusätzlich soll deren Installation durch eine Elektrofachkraft erfolgen.
- DIN VDE V 0628‐1 “Energiesteckvorrichtungen”: Gemäß dieser Vornorm ist für den Anschluss eines Balkonkraftwerkes eine Energiesteckdose erforderlich. Demnach seien zudem für diesen Zweck Schuko-Steckdosen nicht zulässig. Weiterhin ist die Energiesteckvorrichtung für maximal 16 A zugelassen – und es ist pro Energiesteckvorrichtung nur jeweils eine Erzeugungsanlage zulässig.
Welcher Stecker ist wann empfehlenswert?
Wieland-Stecker Balkonkraftwerk?
Als Stecker für ein Balkonkraftwerk* ist das Wieland-Steckdosensystem empfehlenswert. Laut Hersteller erfüllt es als spezielle Energieeinspeisesteckdose die Anforderungen gemäß DIN VDE V 0100-551-1. Weiterhin besitze die Steckdose eine Plug & Play-Funktionalität, ermögliche eine einfache und sichere Handhabung und biete Schutz vor einem elektrischen Schlag. Da der Stecker aber nur mithilfe eines Schraubendrehers aus der Steckdose gelöst werden kann und weil die Stecker normaler Haushaltsgeräte nicht in die Wieland-Steckdose passen, eignet sich dieses System nur im Zusammenhang mit einem Balkonkraftwerk und nicht im Haushalt. Als haushaltsübliches Steckdosensystem empfiehlt sich hingegen der Schuko-Stecker – dessen Eignung in Kombination mit einem Balkon-Mini-PV-System allerdings umstritten ist.
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Balkonkraftwerk: Schuko-Stecker erlaubt?
Das Nutzen von Strom aus dem eigenen Balkonkraftwerk mithilfe von Schuko-Steckern ist nicht grundsätzlich verboten. Allerdings wird die Installation durch das Fachhandwerk, was zwangsläufig mit der Installation eines Wieland-Steckers einhergeht, von verschiedenen Verbänden, wie etwa dem Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e. V. (VDE), aufgrund von Sicherheitsbedenken lieber gesehen. Damit aber die flächendeckende Verwendung von Balkonkraftwerken vereinfacht wird, hat sich der VDE im Januar 2023 öffentlich dafür ausgesprochen, dass der Schuko-Stecker für die Einspeisung bis zu einer Systemleistungsgrenze von 800 W geduldet werden soll. In diesem Rahmen sollen dann auch Stromzähler einfach rückwärtslaufen dürfen. Ob das Balkonkraftwerk mit Schuko-Stecker in Deutschland demnächst, wie angekündigt, tatsächlich offiziell erlaubt ist, bleibt abzuwarten. Dennoch ändert diese Situation nichts daran, dass nicht wenige Betreiber von Balkonkraftwerken diese einfach an eine Schuko-Steckdose anschließen.
- Wenn die Schuko-Steckdose dem Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) entspricht, erfüllt sie im Übrigen auch die DIN-Normen.
Vorteile und Nachteile der Steckerarten
Schuko | Wieland | |
Vorteile | - haushaltsüblich - Betrieb mit Balkonkraftwerk möglich - erfüllt unter Umständen auch die Normanforderungen - günstiger in Anschaffung und Installation - kann durch Laien angeschlossen werden | - sicherer durch spezielles Stecksystem - bei notwendiger Installation durch Fachhandwerk fachliche Überprüfung des Systems inbegriffen - erfüllt als spezielle Einspeisesteckdose die Normanforderungen |
Nachteile | - entspricht ggf. nicht der Norm - geringerer Schutz vor Stromschlägen und Überhitzung | - teurer - Installation durch Fachhandwerk notwendig - ausschließlich für Stromeinspeisung verwendbar |
Gibt es eine Pflicht für eine Steckervariante?
Nein. Es gibt lediglich Normen, die einen gewissen technischen Standard vorgeben. Pflichten oder Gesetze gibt es jedoch nicht. Obwohl aufgrund ökonomischer Interessen zunehmend der Eindruck vermittelt werden soll, dass ausschließlich eine Einspeisesteckdose wie der Wieland-Stecker mit einem Balkonkraftwerk verwendet werden darf, kann gleichwohl ein handelsüblicher Schuko-Stecker zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass der sogenannte NA-Schutz und damit eine gleichwertige Sicherungslösung vorhanden ist. Und dieser ist bereits im Wechselrichter des Balkonkraftwerks enthalten: Wenn man also den Schuko-Stecker, der eben noch Strom aus der Mini-PV-Anlage geliefert hat, zieht, sorgt bereits der Wechselrichter in Millisekunden dafür, dass der Stromfluss gestoppt wird, sobald der Abnehmer weg ist. Somit ist das Risiko von Reststrom an den Metallpins verschwindend gering. Selbstverständlich ist es beim Verwenden eines Balkonkraftwerks, auch mit einem Schuko-Stecker, absolut erforderlich, dass man sich genauestens an die Anleitung des Herstellers hält.
Sonstige rechtliche Regelungen
Wie bereits weiter oben angesprochen, ist das Rückwärtslaufen des Ferraris-Stromzählers, was mit Schuko-Stecker beim Bezug von Balkonkraftwerk-Strom geschehen kann, rechtlich strittig. Laut der Photovoltaik-Strategie des BMWK aus dem März 2023 soll dies jedoch künftig geduldet werden. Die Photovoltaik-Strategie beinhaltet eine Reihe weiterer geplanter rechtlicher Rahmenbedingungen zur Vereinfachung der Inbetriebnahme von Balkonkraftwerken. Zu diesen zählen unter anderem:
- Anmeldung beim Netzbetreiber künftig ohne Unterschrift einer Elektrofachkraft möglich.
- Schukostecker wird als Energiesteckvorrichtung zulassen. Dieses soll in der Produktnorm DIN VDE V 0126-95 geregelt werden. Hintergrund ist, dass das Brand- und Stromschlagrisiko bei Steckersolargeräten mit Schukosteckern als gering eingeschätzt wird. Das Risiko sei demnach vergleichbar mit anderen Haushaltsgeräten mit Schukosteckern.
- Steckersolargeräte dürfen (bei Betrieb mit Schukosteckern) nicht in Mehrfachsteckdosen gesteckt werden.
- Gemäß einem Vorschlag des VDE sollen Balkonkraftwerke zumindest übergangsweise mit einem rückwärts drehenden Ferraris-Stromzähler betrieben werden dürfen.
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