Was ist Repowering von Photovoltaik?
Eine Photovoltaikanlage verliert über ihre Lebensdauer beständig an Leistung. Unter PV-Repowering versteht man das Wieder-Erhöhen von Leistung und Ertrag einer Photovoltaikanlage. Hierfür können zum Beispiel Solarmodule oder Wechselrichter von Bestandsanlagen ausgetauscht werden. So lässt sich der alterungsbedingte, natürliche Verlust an Leistung einer PV-Anlage, auch Degradation genannt, ausgleichen. Eine solche Leistungssteigerung ermöglicht einen lukrativen Weiterbetrieb.
Zwei Arten von Repowering
Grundsätzlich meint Repowering den Austausch und Ersatz von Anlagenteilen nach Beschädigung, bei einem technischen Defekt oder nach einem Diebstahl.
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Achtung Begrifflichkeit: In einigen Fällen ist mit einfachem Repowering der komplette Rückbau sämtlicher alten Module gemeint, die sodann durch neue ersetzt werden. Das meint dieser Text ausdrücklich nicht.
Dem einfachen Repowering steht das aktive Repowering gegenüber. Aktives Repowering meint den Austausch von noch funktionsfähigen Solarmodulen mit geringen Wirkungsgraden gegen neue Module mit einer besseren Leistungsklasse.
Am 16.08.2023 wurde das Solarpaket I im Kabinett beschlossen. Insgesamt soll es die Bürokratie beim Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen abbauen. Es soll maßgeblich dazu beitragen, das Ziel der Bundesregierung, 80 Prozent des Gesamtenergiebedarfs durch Erneuerbare Energien zu decken, bis 2030 umzusetzen.
Eine der Maßnahmen ist das vereinfachte Repowering von Dachanlagen. So profitiert Dach-PV nun auch von den Vorteilen, die für Freiflächen-PV schon länger gelten: Der Austausch ineffizienter gegen effiziente Module ist auch dann möglich, wenn kein Schaden vorliegt. Die einzelnen, neu hinzugefügten Module erhalten dann die Einspeisevergütung, die für die restliche Bestandsanlage gilt – auch bei höherer Leistung. Das kann bei höheren Vergütungssätzen ein finanzieller Vorteil sein.
Das ausstehende Solarpaket II soll eine inhaltliche Fortsetzung vom Solarpaket I sein. Laut der Deutschen Energieagentur dena soll es weitere Maßnahmen enthalten, um den Photovoltaikzubau weiter zu beschleunigen.
Was ist Degradation?
Im Bereich der Photovoltaik ist damit ein allmählicher Leistungsverlust der Anlage gemeint. Der Leistungsverlust monokristalliner PV-Module und polykristalliner PV-Module beträgt in 25 Jahren maximal 15 Prozent. Dabei ist der Verlauf linear. Er bezieht sich auf Wechselrichter und Module. Dieser Alterungsprozess wird durch Witterungsprozesse wie Feuchtigkeit, UV-Strahlung oder Temperaturveränderungen gefördert.
Mit aktivem Repowern können Anlagenbetreiber diesem Verlust an Rentabilität auf dem eigenen Dach entgegenwirken. Solar-Fachbetriebe bieten Beratung an.
Was ist Refitting und wie unterscheidet sich Refitting vom Repowering?
Teilweise wird unter dem Begriff Refitting das Ersetzen einzelner Solarmodule innerhalb einer PV-Anlage verstanden. Im Sinne des Solarpakets I soll hier aber der Begriff Repowering eben dieses beschreiben.
Diese technischen Möglichkeiten gibt es für PV-Repowering von privaten Kleinanlagen
Neue Wechselrichter mit einem besseren Wirkungsgrad sind ebenso möglich wie leistungsstärkere Module. Ein Beispiel: Im Jahr 2012 hatte ein typisches Modul eine Leistung von etwa 230 Watt, während es 2023 eher 400 Watt sind. Um die optimale Leistungssteigerung zu erwirken, sollte den Arbeiten ein intensiver Vergleich von Solarmodulen vorausgehen. Eine Mehrleistung lässt sich auch erzielen, wenn Schäden behoben oder Komponenten wie die Verkabelung optimiert werden.
Je nach Verständnis vom Repowern kann es sich bei privaten Kleinanlagen auch um eine Erweiterung der bestehenden Dachanlage handeln. Der komplette Rückbau mit Entsorgung der alten PV-Module zugunsten einer Neuanlage ist ebenfalls möglich. Das wäre dann eine Alternative zum Repowering.
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Wichtig: Ist Ihre Anlage nach der Modernisierung deutlich leistungsfähiger, ist ein neuer Wechselrichter unbedingt notwendig. Denn er muss die nun höhere Spannung aufnehmen können.
Tipp: Erfahren Sie mehr zum Thema "PV-Anlage erweitern".
Abgrenzung zur reinen Wartung oder Reinigung von PV-Anlagen
Reinigung und Wartung der Photovoltaikanlage sind dem Repowering vorgelagert. Denn bevor Anlagenbetreiber teure bauliche Maßnahmen ergreifen, sollten sie prüfen, ob der Ertragsverlust eventuell andere Gründe als Degradation hat. Sind vielleicht die Unterkonstruktionen oder die Verkabelung von PV-Dachanlagen defekt? Oder sind die Module stark verschmutzt, sodass die Effizienz gesunken ist? Diese vergleichsweise kleineren Probleme schaffen eine ganz andere Grundlage, auf der das sinkende Ertragsniveau zu bewerten ist. Denn sie sind viel einfacher und kostengünstiger zu beheben.
Der richtige Zeitpunkt für Solar-Repowering
Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, wann es Zeit für eine Leistungssteigerung der eigenen Altanlage ist. Grundsätzlich geht es immer um eine ökonomische Betrachtungsweise: Stimmen Leistung und Ertrag nicht mehr, so besteht Handlungsbedarf.
Mit den Änderungen aus dem Solarpaket I zur Vergütungshöhe kann es hierbei zu einem Umdenken kommen. Denn Betreiber können jetzt ganz einfach Schwachstellen unter den Modulen ausbessern oder durch Austausch für eine Effizienzsteigerung sorgen, ohne finanzielle Einbußen fürchten zu müssen.
Vor dieser Änderung war es eher gängig, mit dem Repowering 20 Jahre zu warten – so lange, bis die EEG-Förderung ohnehin ausläuft. Denn nach alter Regelung hätten die Erträge der betreffenden Module mit dem neuen, möglicherweise weniger lukrativen, Satz vergütet werden müssen. Daher wartete man, bis für die Ü-20-Anlage ohnehin eine andere Vergütung gegolten hätte.
Stand 2023 ist es nun so, dass Anlagenbetreiber das Potenzial ihrer Anlage durch die Erhöhung der Leistung zu jeder Zeit ausschöpfen können. Es drohen keine Einbußen mehr.
Welche Vorgaben gibt es beim Tausch von Anlagenkomponenten?
Laut dem EEG 2023 in Kombination mit dem Solarpaket I gibt es deutlich weniger Vorschriften, wenn Betreiber etwa ein neues Modul installieren oder Beschädigungen beheben wollen. Durch die gelockerten Regelungen kann die Lebensdauer einer Anlage erhöht werden. Mithilfe neuer und leistungsfähigerer Komponenten besteht sogar die Möglichkeit, die Nennleistung einer Solaranlage zu erhöhen.
Vorteile und Nachteile von Repowering-Maßnahmen
Vorteile | Nachteile |
gesteigerte Leistung | neue Investitionskosten |
höherer Ertrag | |
mehr grüner Strom | |
Steigerung von Effizienz und Lebensdauer | |
mit neuen Modulen brauchen Dachanlagen weniger Platz | |
keine Baugenehmigungen notwendig | |
Wie viel kostet eine Repowering-Maßnahme?
Die Kosten des Solar-Repowerings hängen von den vorgenommenen Investitionen ab. In Zeiten fallender Modulpreise, was laut pvXchange bereits seit Januar 2023 zutrifft, kann sich der Austausch des ein- oder anderen Moduls noch mehr lohnen.
Kosten die Solarmodule weniger, könnte der Umfang der Modernisierungsmaßnahme umso höher sein. Geht man von einem Preis von rund 400 Euro pro Kilowatt Peak (kWp) Leistung aus, könnte eine überschlägige Beispielrechnung so aussehen:
Eine ältere Anlage, deren Nennleistung von ursprünglich 10 kWp auf nurmehr 8 kWp gesunken ist, soll repowered werden. Dafür werden neue Module mit einer Leistung von 3 kWp installiert. Das passt beim Austausch auf der verfügbaren Dachfläche, weil neue Module deutlich effizienter sind. Sie kosten insgesamt etwa 1.200 Euro.
Durch die erhöhte Leistung muss auch ein neuer Wechselrichter her. Der kostet für die nun 11 kWp etwa 1.600 Euro.
Hinzu kommen Installationskosten, die zwischen den jeweiligen Fachbetrieben schwanken. Als grober Richtwert gelten etwa 50 bis 60 Euro pro Stunde.
Welche Auswirkung hat Repowering auf die gewährte Einspeisevergütung sowie Eigenverbrauchsvergütung von PV-Anlagen?
Grundsätzlich gilt gemäß Solarpaket I der Bundesregierung, dass jegliche PV-Leistung, die schon vor der Maßnahme auf dem Dach war, zu den bereits vorhandenen, alten EEG-Konditionen vergütet wird. Für jeden Leistungsteil, der darüber hinaus hinzukommt, erhalten Betreiber eine EEG-Vergütung gemäß den dann geltenden Konditionen.
Ein spezieller Fall ist die Eigenverbrauchsvergütung. Die Vergütung von Eigenverbrauch erhalten Solaranlagen, die zwischen Januar 2009 und April 2012 ans Netz gegangen sind. Folgerichtig wäre, dass dieser Anspruch auch für repowerte Anlagen gilt. Da zu diesem Sonderfall aber, Stand November 2023, keine klare, offizielle Aussage besteht, empfiehlt sich eine Anfrage bei der Clearingstelle EEG.
Rechnet sich Repowering einer PV-Anlage?
Um einen Eindruck zu erhalten, inwiefern sich das Solar-Repowering der eigenen Anlage lohnt, kann folgende Beispielrechnung weiterhelfen. Hierfür stellen Betreiber die Rentabilität der in die Jahre gekommenen Altanlage der ertüchtigten gegenüber.
Beispielrechnung (stark vereinfacht)
Eine voll einspeisende Altanlage aus dem Baujahr 2013 hat 10 kWp. Die Einspeisevergütung beträgt 17,02 Cent pro Kilowattstunde. Die insgesamt 10.000 kWh bringen einen jährlichen Ertrag von 1.702 Euro.
Zehn Jahre später hat die Degradation zu Einbußen von 15 Prozent Leistung geführt. Die Anlage speist nur noch 8.500 kWh ein. Die jährliche Vergütungshöhe liegt nur noch bei rund 1.447 Euro. In den verbleibenden 10 Jahren Restlaufzeit mit EEG-Förderung ist das ein Verlust von 2.550 Euro. Um die fehlenden 1,5 kWp durch Repowering zu ersetzen, ist eine Investition von etwa 1.000 Euro erforderlich.
Diese stark vereinfachte Beispielrechnung zeigt: Gezieltes Solar-Repowering lohnt sich.
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Vorsicht: Handelt es sich nicht um eine Photovoltaikanlage mit Volleinspeisung, sondern eine mit Eigenverbrauch, wird die Rechnung komplizierter. Dasselbe gilt, wenn die Leistung nach der Maßnahme höher ist als zuvor. In diesen Fällen ist die Beratung durch ein Solar-Fachunternehmen ratsam.
Repowering von Freiflächenanlagen
Im September 2022 wurde eine Novelle des Gesetzes zur Sicherung der Energieversorgung (EnSiG) beschlossen. Sie erlaubt seit 2023 aktives Repowering von Photovoltaik-Freilandanlagen. Wer einen Solarpark in der Freifläche betreibt, hatte also bei der Modernisierung seiner Anlage ein gutes Jahr Vorsprung vor Inhabern einer PV-Dachanlage.
Repowering von Photovoltaik bedeutet, die Leistung einer bestehenden Photovoltaikanlage entweder nach Leistungsverlust wiederherzustellen, oder die Leistung nachträglich zu erhöhen.
Rechnen Sie für die Wartung einer privaten Dachanlage mit etwa 200 Euro im Jahr für die Wartung.
Das Solarpaket I tritt zum 01. Januar 2024 in Kraft.
Gina Doormann ist Fachredakteurin für Erneuerbare Energien und PR-Managerin bei DAA.