Elektrik im Altbau – die typischen Probleme
✓ Die Hauselektrik wird vor der PV-Installation oft zu wenig beachtet.
✓ Vor allem im Altbau gibt es typische Probleme, die dem Anschluss einer Photovoltaikanlage im Weg stehen.
✓ Alte Sicherungskästen stellen oft ein Risiko dar.
✓ Im Zweifel sollte ein Elektriker beauftragt werden.
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Eine Photovoltaikanlage für ein Bestandsgebäude: Da drehen sich die Überlegungen meistens zuerst um die Tragfähigkeit des Daches. Dabei wird das Wichtigste zunächst übersehen. Denn in vielen Fällen ist die Elektrik eines alten Hauses aus verschiedenen Gründen nicht dazu geeignet, mit einer PV-Anlage und deren Wechselrichter verbunden zu werden. Darüber hinaus stellt die alte elektrische Anlage möglicherweise sogar ein Sicherheitsrisiko dar.
Eine Hauselektrik, die schon einige Jahrzehnte alt ist, kann den heutigen Standards schlichtweg nicht mehr entsprechen. Laut ZVEI e. V., dem Verband der Elektro- und Digitalindustrie, ist zudem die Häufigkeit von unsachgemäßen Laien-Installationen umso häufiger, je älter ein Gebäude ist. Wenn ein Elektriker sich die alten Leitungen anschaut, wird er häufig auf ähnliche Probleme stoßen.
In der Elektrotechnik bedeutet “Nullung” Erdung. Heutzutage spricht man aber eher von einer “Schutzerdung” oder einem “Schutzpotenzialausgleich”. In alten Häusern ist jedoch stattdessen noch immer die sogenannte “Klassische Nullung” vorzufinden. Diese wurde etwa 1913 eingeführt und ist seit 1973 verboten, da sie erhebliche Gefahren für Menschen darstellt. Denn hier ist kein Schutzleiter (PE, engl. “protective earth”) vorhanden, die Elektroinstallation ist zweiadrig ausgeführt.
Die Gefahr entsteht, wenn der PEN (engl. protective earth neutral)-Leiter, der zugleich die Funktion des Schutzleiters (PE) und des Neutralleiters (N) erfüllt, unterbrochen wird. Denn dann ist sozusagen keine Erdung mehr vorhanden. Das bedeutet: Sofern der Außenleiter noch immer mit dem Verbraucher verbunden ist, kann die Spannung an berührbaren Gehäusen 230 Volt (V) betragen. Zum Vergleich: Bereits eine Spannung von 25 Volt kann lebensgefährlich sein. Die klassische Nullung ist also aus gutem Grund schon lange verboten. Und dass diese schon gar nicht mit einer PV-Anlage kompatibel ist, liegt auf der Hand. Somit muss ein elektrisches System mit klassischer Nullung gegen ein zeitgemäßes ausgetauscht werden. Und das nicht nur, wenn eine Solaranlage geplant ist!
Drehsicherungen im Sicherungskasten: Hinweis auf veraltete Elektrik, die nicht zu einer PV-Anlage passt
Grundsätzlich sind Drehsicherungen noch zulässig. Wer aber ein altes Haus kauft und die alten Drehknöpfe im Sicherungskasten sieht, sollte aufmerken. Drehsicherungen sind sehr oft ein Hinweis darauf, dass auch die Verkabelung und der Aufbau der gesamten Hauselektrik nicht gerade auf aktuellem Stand sind. Drehschalter im Sicherungskasten könnten also durchaus ein Signal sein, dass sich ein Elektriker einmal die gesamte Anlage anschauen sollte. Schließlich geht es zunächst um Gefahrenvermeidung. Weiterhin muss eine elektrische Anlage vor allem dann, wenn eine PV-Anlage installiert werden soll, leistungsfähig und sicher sein.
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Tipp: Sollte in diesem alten Sicherungskasten zudem kein FI-Schutzschalter vorhanden sein, ist es schnellstmöglich Zeit, zu handeln!
Veralteter Sicherungskasten: So klappt’s nicht mit der PV-Anlage
Macht der Sicherungskasten bereits einen veralteten Eindruck, hängen oft noch andere Probleme der Elektrik dran. Beispiele sind, wie oben genannt, veraltete Sicherungskästen, auch “Verteiler” genannt, und Sicherungen. Unter einer elektronischen Sicherung versteht man eine Schutzvorrichtung in einem Stromkreis. Wird dieser überlastet oder gibt es einen Kurzschluss, schaltet die Sicherung den Stromkreis eigenständig ab.
Sind Sicherungskästen und Sicherungen aber veraltet und nicht mehr voll funktionstüchtig, stellen sie ein Gefährdungspotenzial dar. Die Kopplung mit einer PV-Anlage ist nicht umsetzbar.
Weiterhin sind in alten elektrischen Anlagen häufig Stromkabel verlegt, die nicht stark genug sind. Während heute ein Querschnitt von 1,5 Quadratmillimeter Standard ist, waren Kabel früher oft schmaler. Dementsprechend weniger belastbar waren sie.
Auch die Kabelummantelung spielt eine wichtige Rolle bei der Beurteilung, ob eine elektrische Anlage zu alt ist. Zum einen werden die Gummiummantelungen mit der Zeit spröde und rissig. Zum anderen ist es wichtig, normierte Farbcodes einzuhalten. Wurde in der Vergangenheit an diesem Punkt nicht fachgerecht und nach heutigen Standards gearbeitet, ist die Gefahr heute höher. Um aber eine Photovoltaikanlage und damit einen eigenen Stromerzeuger zu integrieren, ist eine gewissenhafte und verlässliche Basis an der Hauselektrik unumgänglich.
Zuerst: Auch wenn er gern verwendet wird, etwa um aus Kostengründen auf die Modernisierung der Elektrik zu verzichten: Den Begriff “Bestandsschutz” gibt es in den DIN VDE-Sicherheitsnormen der Elektroinstallationstechnik gar nicht! Der Begriff gehört ins Baurecht. Er besagt, dass ein Altbau, der seinerzeit gemäß der Vorgaben errichtet wurde, auch heute weiter bewohnt werden darf.
Der Begriff lässt sich dennoch auf die Elektrik deckungsgleich anwenden. Trotzdem geht von einer veralteten elektrischen Anlage erhebliche Gefahr aus. Denn die Bestandteile einer elektrischen Anlage haben nach etwa 40 Jahren ihre Lebenszeit erreicht. Hier sollte sich also jeder verantwortungsbewusste Hausbesitzer die Frage nach Bestandsschutz gar nicht erst stellen. Erst recht nicht, wenn eine PV-Anlage geplant ist.
Alte Elektrik raus, PV-Anlage rein: Das sind die Schritte der Photovoltaik-Elektroinstallation
Sie wissen nun, woran Sie veraltete Elektrik in Ihrem Haus erkennen können – und somit, wann es Zeit ist, sich für die Vorbereitung der Hauselektrik auf den Anschluss einer PV-Anlage an einen Fachbetrieb zu wenden. Folgende Arbeiten könnten dann zum Beispiel durch die Fachhandwerker durchgeführt werden.
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Zähleranlage: Oftmals geht es im ersten Schritt um eine neue Zählanlage (Elektronischer Haushaltszähler "eHZ"), wenn Photovoltaik geplant ist. Hierzu gehören dann auch die erforderlichen Vorsicherungen, ein Schutzschalter sowie ein Überspannungsschutz. Die Kosten liegen bei etwa 1.500 bis 2.000 Euro.
- Die Fachfirma stellt in diesem Zuge einen Zählerantrag beim zuständigen Netzbetreiber und kümmert sich um alle Formalitäten. Dieser Schritt kostet etwa 100 Euro.
- Der Fachhandwerker kümmert sich bei Bedarf um eine fachlich korrekte und damit sichere Erdung. Der zugehörige Tiefenerder kostet etwa 120 Euro, hinzu kommen verschiedene Bauteile wie Erdungs-Bandschellen, Anschlussklemmen und Ähnliches. Für die Erdung ist auch ein Wanddurchbruch nicht ungewöhnlich. Für das Material des Erdungs- und Potentialausgleichs fallen Kosten von etwa 350 bis 400 Euro an. Hinzu kommen Handwerkerstunden à 65 Euro netto. Ein Gesamtpreis kann an dieser Stelle nicht geschätzt werden, da vor allem Altbauten hochgradig individuell sind. Die Arbeiten nehmen daher ganz unterschiedlich viel Zeit in Anspruch.
- Wenn Sie die Elektrik sanieren lassen, können Sie direkt mehr Steckdosen installieren lassen. So entspricht die Elektrik im alten Haus dann auch auf ganzer Linie heutigen Ansprüchen.
Was im individuellen Fall zu tun ist, um die Elektrik eines Bestandshauses fit für Photovoltaik zu machen, kann allein der Fachhandwerker vor Ort feststellen. Wichtig ist, dass Sie ihn bestellen, bevor es mit dem Projekt Photovoltaikanlage weitergeht und Sie zum Beispiel eine Photovoltaik-Förderung beantragen.
Die Kosten für die Elektroinstallation sind individuell. Sie setzen sich zusammen aus der Verkabelung, den Solarmodulen, dem Wechselrichter und der Elektroinstallation selbst.
Ja, jeder Elektriker kann das. Es gibt sogar keine rechtliche Auflage, dass ein Fachbetrieb die Anlage installieren muss. Man darf es auch selbst machen. Das ist aber keinesfalls ratsam. Ohnehin darf nur ein eingetragener Elektriker die PV-Anlage an das öffentliche Stromnetz anschließen.
Im Gegensatz zu einem Balkonkraftwerk, das nur mit der Steckdose verbunden werden muss, ist der Anschluss einer Dachanlage komplexer. Die Module werden als Parallelschaltung oder Reihenschaltung installiert. Daran wird der Wechselrichter angeschlossen. Das darf nur ein Elektroinstallateur machen. Dasselbe gilt für den Netzanschluss: Er darf nur durch einen vom Netzbetreiber zertifizierten Installationsbetrieb erfolgen.
PV-Leitungen sollten sicher fixiert werden, sodass möglichst wenig Bewegung erfolgt. Vor allem dürfen sie keine Schlaufen bilden. Denn dann besteht Brandgefahr oder Gefahr, dass sie brechen.
Gina Doormann ist Fachredakteurin für Erneuerbare Energien und PR-Managerin bei DAA.