Veröffentlicht am Juni 30, 2023

Smart Meter – Intelligente Stromzähler braucht das Land

Bis 2030 sollen Smart Meter deutschlandweit in vielen Haushalten die bisherigen analogen Stromzähler ablösen. Wie funktionieren sie? Was wird mit ihrem Einbau bezweckt? Wen betrifft dieser? Und sind damit Kosten verbunden? Wir haben die wichtigsten Informationen zu den intelligenten Stromzählern für Sie zusammengetragen.
Ariane Müller
Dieser Artikel wurde von
Ariane Müller für www.solaranlagen-portal.com verfasst.
Photovoltaik Eigenverbrauch von Solarstrom Intelligente Stromzähler (Smart Meter)
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Was ist ein Smart Meter?

Ein Smart Meter ist per Definition bzw. Übersetzung ein "intelligentes Messgerät". Es kann in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen, wie beim Erfassen des Gas- oder Wasserverbrauchs. Gemeint ist damit in den meisten Fällen jedoch ein intelligenter Stromzähler. Für diesen wird ein digitaler Stromzähler mit einer Kommunikationseinheit, dem sogenannten Smart-Meter-Gateway, gepaart.

Ein digitaler Stromzähler ist ein Bestandteil eines intelligenten Stromzählers.

Für einen Smart Meter wird ein digitaler Stromzähler mit einer Kommunikationseinheit kombiniert. | Foto: © Gerhard Seybert / Adobe Stock

Digitaler Stromzähler: Hat Ihr Stromzähler noch eine Drehscheibe? Dann handelt es dabei um einen Ferraris-Zähler, der analog aufzeichnet, wie viel Strom seit seinem Einbau an der jeweiligen Messstelle bezogen wurde. 

Ein digitaler Stromzähler hat demgegenüber zwei Vorteile: Zum einen erfasst und speichert er genau, wann welche Menge an Strom verbraucht wurde. Damit kann er auch im Nachhinein noch einen Überblick geben, wie hoch der Verbrauch in einem bestimmten Zeitraum war. Dieser reicht von der letzten Viertelstunde bis zum gesamten letzten Jahr

Zum anderen ist er im Gegensatz zum analogen Zähler in der Lage, sowohl den Bezug von Netzstrom als auch die Einspeisung von Solarstrom zu erfassen. Somit profitieren insbesondere Besitzer von PV-Anlagen von einem digitalen Stromzähler.

Wie kann man die Zählerdaten einsehen?

Damit nur berechtigte Personen Einsicht in die Daten des digitalen Stromzählers bekommen, ist dieser zugriffsgeschützt. Daher müssen Sie beim ersten Mal eine PIN eingeben. Diese erhalten Sie auf Antrag von Ihrem Netzbetreiber. Da die Eingabe der Zahlen per Taschenlampe nicht unbedingt selbsterklärend ist, schickt dieser meist auch eine Bedienungsanleitung mit.

Smart-Meter-Gateway: Wenn die Daten lokal gespeichert und ausgelesen werden können, hat zunächst nur der Hausbesitzer etwas davon. Sollen sie jedoch auch dem Netzbetreiber oder Stromanbieter zur Verfügung gestellt werden (Gründe s. u.), braucht es ein Gerät, das sie zu diesen weiterleitet. Hier kommt das Smart-Meter-Gateway ins Spiel. Es ist internetfähig und verfügt über drei Schnittstellen: Die Anbindung zum Zähler erfolgt über das lokale metrologische Netz (LMN). Per Ethernet kommuniziert es mit Geräten im Heimnetz (HAN). So erhält der Zähler die Werte zur Einspeisung dadurch, dass sich das Smart Meter-Gateway mit der PV-Anlage verbindet. Aber auch zu Smart Home-Anwendungen, Wärmepumpen und Wallboxen kann es Kontakt aufnehmen und dann als Steuereinheit fungieren. 

Die Datenübertragung zu externen Empfängern verläuft via IP über das Weitverkehrsnetz (WAN). Aus Sicherheitsgründen geht der Verbindungsaufbau dabei stets vom Smart-Meter-Gateway aus. Dieses kann Daten nicht nur aussenden, sondern auch welche empfangen. So ermöglicht das Smart-Meter-Gateway es Netzbetreibern, in Zeiten zu großer Nachfrage einzelne Bezüge zu drosseln und dadurch eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern.

Warum die Energiewende auf intelligente Stromzähler angewiesen ist

So nehmen Smart Meter eine wichtige Funktion ein, wenn es um die Energiewende geht. Denn diese stellt sowohl Erzeuger als auch Verbraucher vor Herausforderungen. Da ist zum einen die Stromproduktion. Diese findet nicht mehr ausschließlich in gut regelbaren Kraftwerken statt. Wind- und PV-Anlagen sorgen für einen stetig wachsenden Anteil an erneuerbar gewonnener Energie. Allerdings gehen damit auch größere Schwankungen bei der Verfügbarkeit einher. So variieren die Strommengen je nach Tageszeit und Wetterlage.  

Gleichzeitig steigt aber auch der Bedarf immer weiter an. Denn in immer mehr Haushalten halten Elektroautos und Wärmepumpen Einzug. Neben dem höheren Verbrauch bedeutet dies auch eine schwerere Vorhersagbarkeit, wie viel Strom zu welcher Zeit benötigt wird. Denn während die Benutzung von Kaffeemaschine und Toaster am Morgen und das Einschalten von Lampen und Fernseher am Abend allgemein gültigen Mustern folgt, spielen beim Laden von E-Autos oder Heizen mit einer Wärmepumpe viele individuelle Faktoren eine Rolle. 

Da kann es in einer Region schnell mal zu einer unerwartet hohen Nachfrage kommen. Herrscht ausgerechnet dann eine Flaute oder bedeckter Himmel, ist im Netz nicht genügend Strom vorhanden, um diese zu decken. Damit das nicht passiert, braucht es möglichst zeitnahe Daten von Verbraucherseite, um Angebot und Nachfrage aufeinander abzustimmen.

Die mit dem Smart Meter verbundenen Vorteile

Dabei können die Smart Meter helfen. Denn sie digitalisieren die Daten zu Verbrauch und Erzeugung an den einzelnen Messstellen und leiten diese dann ohne große Verzögerung an die anderen Beteiligten der Stromversorgung weiter. Somit erfährt Ihr Stromlieferant nicht erst am Jahresende, wie hoch Ihr Verbrauch in den letzten zwölf Monaten war, sondern wird direkt über jeden Bezug informiert. Registriert er dadurch zu gewissen Zeiten eine verstärkte Nachfrage, hat er die Möglichkeit, das Stromangebot durch z. B. Zuschalten eines Energiespeichers entsprechend anzupassen. 

Vor allem jedoch für Netzbetreiber haben Smart Meter Vorteile. So sorgt einerseits die zunehmende Zahl an Großabnehmern wie Wärmepumpen und E-Autos häufiger für Spitzenlasten, welche das Netz strapazieren. Andererseits leidet dieses in sonnenreichen Zeiten auch unter der großen Menge an eingespeistem Solarstrom. Die Smart Meter ermöglichen es den Netzbetreibern, bei drohender Netzüberlastung den Bezug von Strom bzw. dessen Einspeisung zu begrenzen. So können sie über die Smart Meter der Photovoltaik-Anlage, Wallbox oder Wärmepumpe eine Drosselung der Leistungsaufnahme bzw. -abgabe verordnen. Solche ferngesteuerten Eingriffe bleiben allerdings Ausnahmefällen vorbehalten.

Der Strombedarf pro Haushalt hängt aber nicht nur davon ab, ob dort elektrisch angetriebene Fahrzeuge oder Heizungen zum Einsatz kommen. Auch der Gebrauch aller anderen Geräte – und wie effizient dieser erfolgt – trägt entscheidend zu dessen Höhe bei. Als Verbraucher ist einem meist allerdings gar nicht klar, wie die Kilowattstunden auf der Jahresabrechnung zusammengekommen sind. Ein Smart Meter, der die Strombezüge zeitnah anzeigt, kann da Licht ins Dunkle bringen; und Ihnen helfen, Stromfresser zu entlarven. Durch deren Entfernen, oder zumindest eine bedachtere Nutzung, können Sie im nächsten Schritt Ihren Stromverbrauch senken; wovon dann sowohl Ihr Geldbeutel als auch das Netz profitieren.

Erfolgreiches Pilotprojekt

2017 wurden Rügen, Fehmarn, Sachsen-Anhalt sowie Nordbayern zu Testregionen. Denn dort stattete man über 1.000 Haushalte mit einem Smart Meter aus. Dieser übertrug die aufgezeichneten Daten in 15 Minuten-Intervallen und die Verbraucher konnten sich diese anschließend grafisch aufbereitet über ein Online-Portal ansehen. Viele veranlasste dies, ihr Verhalten zu ändern. Da sie dadurch in der Lage waren, Strom zu sparen, bewerteten über 80 % der Testhaushalte die intelligenten Stromzähler als sinnvoll.

Um all diese Vorteile nutzen zu können, müssen Sie natürlich auch etwas geben: Ihre Daten. So gewähren Smart Meter Netzbetreibern und Stromlieferanten einen genauen Einblick in den aktuellen Verbrauch. Gelänge es Unbefugten, diese Daten abzufangen, könnten sie daraus u. a. ableiten, wann sich niemand im Haus aufhält. Um dies auszuschließen, wurden hohe Sicherheitsstandards festgelegt. Und nur, wenn ein Smart Meter diese einhält, bekommt er eine Zertifizierung vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)

Erreicht wird dies durch den "Privacy by Design"-Ansatz. Dabei wird der Datenschutz bereits auf technischer Ebene integriert. So ist ein Smart Meter funktional lediglich auf einen Datenaustausch zwischen berechtigten Parteien ausgelegt. Dieser hat dabei stets verschlüsselt und anonymisiert abzulaufen. Bei wem es sich um eine berechtigte Partei handelt und wozu genau diese berechtigt ist, richtet sich ebenfalls nach den Richtlinien der DSGVO. So hat die Verarbeitung der Daten zweckgebunden zu erfolgen (beim Stromanbieter z. B. lediglich zur Verbrauchsabrechnung). Und sobald sie ihren Zweck erfüllt haben, hat der Empfänger die Daten wieder zu löschen. Eine darüber hinausgehende Nutzung darf nur erfolgen, wenn der Verbraucher, dem sie gehören, dieser explizit zustimmt.

Und Smart Meter können noch weitere Vorteile bringen:

  • Bequeme Fernablesung: Da die Daten direkt übermittelt werden, erübrigt sich der jährliche Besuch eines Ablesers. Dies spart nicht nur Zeit und Aufwand, sondern ermöglicht auch andere Formen der Abrechnung. Anstatt im Voraus einen auf Schätzungen beruhenden Abschlag zu zahlen, könnten Sie sich so einfach am Monatsende den tatsächlichen Verbrauch berechnen lassen. 
  • Bündelung verschiedener Messwerte: Da Smart Meter sich mit den Zählern von Wasser, Gas oder Fernwärme verbinden lassen, wird eine umfassende Verbrauchsübersicht sowie der Abschluss eines alle Medien umfassenden Vertrags möglich.
  • Gesicherte Kommunikationsplattform: Da intelligente Stromzähler über ein integriertes Sicherheitsmodul verfügen und sich mit dem Heimnetzwerk verbinden können, eignen sie sich gut als Steuerungseinheit für Smart-Home-Anwendungen.
  • Verkauf eigenen Stroms: Da Smart Meter genau den Ertrag einer PV-Anlage und die Höhe des Stromüberschusses erfassen können, ermöglichen sie die für den Handel mit Solarstrom nötige Abrechnung.
  • Nutzung flexibler Tarife: Da intelligente Stromzähler jeden Netzbezug sofort aufzeichnen und auch den Lieferanten zeitnah darüber informieren können, lassen sich mit ihnen Tarife nutzen, die am jeweils geltenden Einkaufspreis ausgerichtet sind. Es gibt bereits entsprechende Angebote auf dem Markt. Da der Preis mit steigender Verfügbarkeit sinkt, bieten diese Verbrauchern einen Anreiz, ihren Strom vor allem dann zu beziehen, wenn viel davon vorhanden ist. Da auf diese Weise auch das Netz profitiert, plant die Politik, Stromlieferanten ab 2025 dazu zu verpflichten, variable Stromtarife anzubieten.
Ein Smart Meter sendet und empfängt Daten.

Ein Smart Meter kann sowohl Verbrauchsdaten aussenden als auch darauf basierende Anweisungen empfangen. | Grafik: © metamorworks / Adobe Stock

Wie ist es um den Datenschutz bestellt?

Der Smart-Meter-Rollout und seine gesetzlichen Grundlagen

Die Gewährleistung der Datensicherheit war sogar der Grund dafür, dass der bereits 2016 im "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende" (GDEW) beschlossene Smart-Meter-Rollout – also deren deutschlandweite Installation – zwischenzeitlich gestoppt wurde. So besagt das darin enthaltene Messstellenbetriebsgesetz (MsbG), dass alle analogen durch intelligente oder zumindest digitale Stromzähler auszutauschen sind. Als das BSI 2020 dann jedoch mit der sogenannten Markterklärung die Anforderungen an die Zertifizierung von Smart-Meter-Gateways verschärfte, führte dies zu einer Klage mehrerer Hersteller, durch die der Rollout 2021 erst einmal zum Erliegen kam. 

Erst 2022 ­– nach Rücknahme der Markterklärung und dem Erlass einer Übergangsregelung – wurde er wieder aufgenommen. Um die verlorene Zeit gutzumachen, beschloss die Regierung Anfang 2023 den „Neustart der Digitalisierung der Energiewende“. War zunächst angedacht, den Smart Meter-Rollout bis 2032 durchzuführen, soll er jetzt bereits 2030 vollzogen sein. Bis 2028 sind 50 % der betroffenen Haushalte damit auszustatten. Und für 2025 liegt die Zielvorgabe bei mindestens 20 %.

Smart Meter sollen analoge Stromzähler ersetzen.

Bereits 2017 begann der Austausch analoger Drehstromzähler durch Smart Meter. | Grafik: © みやもとかずみ / Adobe Stock

Ist der Smart Meter-Einbau verpflichtend?

Es besteht somit eine gesetzliche Vorgabe zum Austausch aller analogen Stromzähler. In den meisten Haushalten werden diese jedoch lediglich durch einen digitalen Stromzähler ersetzt. Die Smart Meter-Pflicht betrifft nämlich nur Großverbraucher, deren Strombedarf über 6.000 kWh jährlich beträgt, sowie Besitzer von Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von über 7 kW. Trifft eines oder beides davon auf Sie zu, dürfen Sie den Smart Meter-Einbau nicht verweigern. Denn gerade hohe Bezüge bzw. Einspeisungen sind es ja, die die Netzstabilität gefährden. 

In allen anderen Fällen – also wenn Ihr Stromverbrauch bei unter 6.000 kWh liegt oder Ihre PV-Anlage weniger als 7 kW produziert – ist der Smart Meter-Einbau für Sie nicht verpflichtend. Sollten dessen Vorteile Sie jedoch überzeugt haben, steht es Ihnen frei, bei Ihrem Messstellenbetreiber (meist der örtliche Netzbetreiber) oder einem Messstellenbetreiber Ihrer Wahl einen Smart Meter zu beantragen. Dessen Einbau muss dann innerhalb von 4 Monaten erfolgen.

Wie hoch sind beim Smart Meter die Kosten?

Der Austausch Ihres analogen durch einen digitalen oder intelligenten Stromzähler kostet Sie nichts. Da dieser auch nach dem Einbau Eigentum des Messstellenbetreibers bleibt, übernimmt jener auch dessen Betrieb und Wartung. Für dessen Nutzung fällt jedoch eine Mietgebühr (Messentgelt) an. Bei analogen Zählern betrug diese bisher maximal 20 Euro. 

Ursprünglich sollten beim Smart Meter die Kosten höher liegen und dem Verbrauch bzw. der PV-Leistung entsprechend gestaffelt sein (ausgehend von der damit zu erreichenden Ersparnis). So waren zunächst Messentgelte von 23 bis 130 Euro angesetzt. Nach viel Kritik an der Preispolitik entschied sich die Bundesregierung dann allerdings, die Smart Meter-Kosten bis 2025 ebenfalls auf 20 Euro zu begrenzen. Ausnahme bildet hier nur der optionale Einbau, für den keine gesetzlichen Preisobergrenzen gelten.

Was ebenfalls ins Geld gehen könnte, ist, wenn im Rahmen des Zählertausches ein Umbau des Zählerschranks erforderlich ist. Denn sollte Ihr jetziger technisch nicht auf einen Smart Meter ausgelegt sein, kann dies für Sie Kosten von um die 3.000 Euro bedeuten. Als Haus- oder Wohnungseigentümer haben Sie sich dann auch selbst darum zu kümmern, dass ein Elektriker diesen Umbau vornimmt.

Fazit: Smart Meter – Kleine Geräte für große Aufgaben

Die mit der Energiewende einhergehenden Entwicklungen machen eine Digitalisierung dringend erforderlich. Da sowohl Verbraucher mit großem Strombedarf als auch Erzeuger großer Mengen Solarstrom das Netz teils großen Belastungen aussetzen, kann dessen Stabilität nur dann gewährleistet werden, wenn Netzbetreiber zeitnah über deren Bezüge bzw. Einspeisungen informiert werden und diese notfalls unterbinden können. All das ermöglichen Smart Meter. Daher hat die Regierung deren Einbau für Haushalte, auf die dies zutrifft, zur Pflicht gemacht. Alle anderen erhalten lediglich einen digitalen Stromzähler; können aber bei Interesse einen Smart Meter beantragen. So bringt dieser auch für Verbraucher einige Vorteile: Verhilft er doch zum Strom- und Geldsparen, ermöglicht eine sichere Steuerung von Smart Home-Geräten und lässt Ablesetermine Geschichte werden. Denn ein intelligenter Stromzähler kann mehr, als nur Ihren Stromverbrauch zu erfassen.

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