Photovoltaikanlage finanzieren – was bedeutet das?
Solarenergie erlebt seit Herbst 2021 einen regelrechten Boom. Gründe hierfür sind einerseits stark steigende Energiekosten sowie andererseits angesichts der Auswirkungen des Klimawandels der Wunsch nach CO2-armer Stromversorgung. Strompreise von etwa 40 Cent pro Kilowattstunde im Frühjahr 2022 stehen Stromgestehungskosten mit der eigenen PV-Anlage von rund 8 Cent gegenüber.
Das sieht zunächst nach einem reinen Pro für die Anschaffung der Solaranlage aus. Allerdings muss mitgedacht werden, dass die Anschaffungskosten für eine Photovoltaikanlage nicht unerheblich sind: Für eine kleinere PV-Anlage mit etwa 4 kWp fallen rund 6.500 Euro an Kosten an, für eine größere Anlage mit 10 kWp etwa 13.000 Euro. Wer eine PV-Anlage kaufen möchte, aber derzeit nicht über diese Summen verfügt, ist auf eine Finanzierung der Solaranlage angewiesen. In Anbetracht einer möglichen kommenden Solarpflicht könnte dieses Thema nochmals aktueller werden.
Inhalt
Welche Möglichkeiten der Solaranlagen-Finanzierung gibt es?
Zunächst geht es um die Frage, welche Kosten rund um die Photovoltaikanlage mit einer Finanzierung abgedeckt sind. Beispielsweise umfasst der Photovoltaik-Kredit in der Regel nicht die Mehrwertsteuer. Denn die Solarfinanzierung bezieht sich bei nahezu allen Kreditinstituten lediglich auf die Nettoinvestitionskosten. Die gezahlte Mehrwertsteuer für eine PV-Anlage kann jedoch mit der Steuererklärung rückerstattet werden, wenn Sie Ihre Anlage gewerblich (Einspeisung ins Netz) betreiben.
- Neuerung: An diesem Punkt gibt es seit dem 01. Januar 2023 eine Neuerung. Seit diesem Tag ist der Kauf einer Photovoltaikanlage steuerfrei. Das bedeutet, die 19 Prozent Mehrwertsteuer werden ohnehin nicht mehr auf Kauf und Installation einer PV-Anlage erhoben.
Die Bereitstellung und Rückzahlung von Finanzmitteln ist bei der Finanzierung einer Photovoltaikanlage vielseitig. Banken wie zum Beispiel die GLS Bank, Ing-DiBa oder die KfW-Bankengruppe bieten klassische Zinszahlungsdarlehen an. Weitere Angebote gibt es etwa bei der SWK Bank, Deutsche Kreditbank, der LBS oder bei Schwäbisch Hall. Der effektive Jahreszins der jeweiligen Finanzierungsoption ist aufgrund der Verbraucher-Kreditrichtlinie bei der jeweiligen Bank zu erfragen.
Folgende Varianten zur Finanzierung von Solaranlagen sind möglich:
Wann lohnt sich die Finanzierung von Photovoltaikanlagen?
Ob Sie eine PV-Anlage finanzieren oder bar zahlen, hängt stets von Ihrer individuellen Situation ab. Haben Sie zwar das Barvermögen auf dem Konto, möchten dies aber schonen, bietet sich eine Finanzierung an. Ebenso andersherum: Sie können den Betrag aktuell nicht auf einmal aufbringen, wollen aber mit dem Solardach nicht länger warten – dann hilft die PV-Finanzierung.
Hinzu kommt die genaue Prüfung möglicher Angebote. Findet sich keine Photovoltaik-Finanzierung mit einem realistischen Zinssatz, so ist von der Kreditlösung abzusehen. Denn dann stehen die Nebenkosten in keinem vernünftigen Verhältnis zur Gesamtsumme und eine Photovoltaik-Finanzierung lohnt sich nicht.
Solarfinanzierung mit einem Kredit
Wenn Sie Ihre PV-Anlage finanzieren wollen, ist es in erster Linie wichtig, dass Sie das Projekt unternehmerisch betrachten und angehen. Denn dann dient die Photovoltaik-Finanzierung in erster Linie dazu, Ihr Eigenkapital zu schonen. Des Weiteren können Sie die Kreditnebenkosten, vor allem die Zinsen, als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen. Das heißt, Sie setzen die Zinskosten für das Darlehen von den Steuern ab, die Sie für die Einspeisung des solar erzeugten Stroms zahlen.
Wie günstig Ihre Zinsen der Photovoltaik-Finanzierung sind, hängt in nicht unerheblichem Teil von den Sicherheiten ab, die Sie als Kreditnehmender zu bieten haben. Im Fall einer PV-Anlage können Sie – zumindest für die Photovoltaik-Finanzierung der nächsten 20 Jahre – mithilfe der festgelegten Einspeisevergütung versicherte Kapitalrückflüsse bieten.
Sind Sie Eigentümer eines Mietshauses, können Sie Kosten der Finanzierung zudem auf die Miete umlegen, um die PV-Anlage zu refinanzieren. Sprechen Sie zu solchen Fragen der Solar-Finanzierung mit Ihrem Steuerberater.
Beachten Sie, dass einige Banken keine Finanzierung kleiner Photovoltaikanlagen anbieten. Da aber mit dem EEG 2021 die 10 kWp-Grenze weggefallen ist und zudem der größte Gewinn die Einsparung durch Eigenverbrauch ist, ist es ohnehin ratsam, die PV-Anlage so groß wie möglich zu bauen.
-
Tipp zur Finanzierung Die Kreditkonditionen der Banken ändern sich immer wieder, deshalb ist es sinnvoll, sich vorab genau über die aktuell geltenden Bedingungen für Ihr Photovoltaik-Darlehen zu informieren. Ihr Photovoltaik-Fachbetrieb hilft Ihnen dabei gerne.
Leasing: Ein Option der PV-Finanzierung
Eine weitere Möglichkeit, die vor allem für unternehmerisch tätige PV-Anlagenbetreiber von Interesse ist, ist das Leasing von PV-Anlagen. Dabei kauft eine Leasing-Gesellschaft die von Ihnen gewählte Anlage und überlässt Ihnen diese gegen Zahlung eines monatlichen Nutzungsentgelts. Für das Leasing kommen in der Regel Dach- und Freiflächenanlagen in Frage. Nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung schließt der Leasinggeber mit Ihnen einen Vertrag ab, in dem alle Konditionen festgehalten werden. Zum Ende der Laufzeit können Sie die Anlage zurückgeben oder kaufen. Außerdem ist es möglich, den Vertrag zu verlängern.
Das Photovoltaik-Leasing bietet Ihnen einen unkomplizierten Einstieg in die Stromproduktion, bei dem Sie sich um wenig kümmern müssen. Durch den festen monatlichen Leasingbetrag sind die Kosten langfristig kalkulierbar. Die Leasingraten sind – mit Unternehmereigenschaft – als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar. Nachteilig sind die langfristige Bindung an den Leasing-Geber und die im Vergleich zur Finanzierung einer PV-Anlage insgesamt höheren Kosten.
Förderung senkt die Kosten einer PV-Anlage
Mithilfe von staatlicher Photovoltaik-Förderung lohnt sich die Finanzierung von Photovoltaik in besonderem Maße. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die jedoch nicht alle parallel genutzt werden können. Ein Beispiel der Finanzierung von Photovoltaik, welche die staatliche Unterstützung direkt beinhaltet, ist der KfW-Kredit 270. Diese Solarfinanzierung hat besonders günstige Zinsen. Die KfW übernimmt dabei sogar die Photovoltaik-Finanzierung ohne Eigenkapital – also 100 Prozent der Kosten der PV-Anlage. Allerdings ist in diesem Fall mit höheren Zinsen zu rechnen.
Sie können sogar neben der PV-Finanzierung durch die KfW staatliche Zuschüsse in Form der Einspeisevergütung erhalten.
Was ist bei der Finanzierung von Photovoltaik zu beachten?
Bevor Sie sich für eine Variante der PV-Finanzierung entscheiden, sollten Sie folgende kleine Checkliste durchgehen:
- Sind für die Finanzierung Sicherheiten notwendig – und wenn ja, welche?
- Möchte ich die PV-Anlage voll finanzieren oder Eigenkapital einsetzen?
- Habe ich mögliche Sonderkonditionen verschiedener Anbieter von Solarfinanzierungen verglichen?
- Ist für die PV-Finanzierung ein Grundbucheintrag notwendig?
Eine 0-Prozent-Finanzierung bedeutet, dass auf einen Kredit keine Zinsen zu zahlen sind. Grundsätzlich gilt: Eine solche Finanzierung ohne Zinsen ist nur wirklich günstig, wenn der Preis für das Produkt grundsätzlich bereits gut ist.
Dasselbe gilt für Photovoltaik mit einer 0-Prozent-Finanzierung. Hinzu kommt allerdings, dass sich diese Variante, eine Solaranlage zu finanzieren, in der Realität kaum finden lässt. Zwar gibt es gelegentlich einen sehr günstigen Zinssatz einer Photovoltaik-Finanzierung – aber zu null Prozent ist dies eher nicht möglich.
-
Photovoltaik-Finanzierung: Beispiel der SWK-Bank
Der Nettodarlehensbetrag beträgt 10.000 Euro und die Laufzeit 84 Monate. Hierfür erhalten rund zwei Drittel aller Kunden einen effektiven Jahreszins von 2,69 %. Das entspricht 83 Monatsraten á 130,60 Euro und einer Schlussrate von 128,86 Euro. Es fallen Zinsen in Höhe von 968,66 Euro an, sodass der zu zahlende Gesamtbetrag 10.968,66 Euro beträgt.
Die 10.000 Euro entsprechen ungefähr dem Betrag, der für eine PV-Anlage mit 8 Kilowattpeak anfällt. Neben den Kreditkosten müssen Sie immer Ertrag und Rendite Ihrer Photovoltaikanlage im Blick haben.
Eigenkapital, Grundschuld, bar – was bedeuten die wichtigsten Begriffe rund um die Finanzierung?
Sobald Sie in Erwägung ziehen, Ihre Solaranlage zu finanzieren, geht es darum, dass Sie einen Kredit aufnehmen. Das bedeutet, Sie sollten sich mit den wichtigsten Begriffen rund um dieses Thema auseinandersetzen.
-
Was bedeutet Eigenkapital?
Wie auch bei anderen längerfristigen Finanzierungen, so spielt ebenso bei der Solaranlagenfinanzierung das Eigenkapital eine große Rolle. Zu dem Eigenkapital gehören sämtliche Vermögen und finanziellen Mittel, welche die kreditnehmende Person besitzt. Bei Privatpersonen sind dies Sparkonten, Tages- und Festgeldkonten, Fondssparpläne, Aktien, Wertpapiere oder auch Edelmetall-Depots.
Je nach Finanzierungsart können auch Bausparguthaben zum Eigenkapital gezählt werden. Verfügen Sie über ausreichende Mengen an genannten Werten, so können Sie frei entscheiden, ob Sie die Photovoltaik finanzieren oder Eigenkapital einsetzen.
-
Grundschuld: Was ist das?
Die Grundschuld ist eine Belastung auf ein Grundstück, die aufgenommen wird, um eine andere Finanzierung abzusichern. Diese Grundschuld wird durch einen Eintrag im Grundbuch abgesichert. Damit erhält das kreditgebende Institut das Anrecht, das Grundstück, ggf. inklusive Haus, bei einer Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers zu veräußern.
Die Photovoltaik-Finanzierung ohne Grundschuldeintrag ist anzustreben – zumal die Kreditbeträge in der Regel wesentlich geringer sind als beispielsweise Immobilienkredite. Eine Finanzierung der Photovoltaik ohne Grundschuld ist beispielsweise dann möglich, wenn Sie ausreichend Eigenkapital besitzen, da sich dies positiv bei der Bonitätsprüfung auswirkt. Die Solarfinanzierung der KfW-Bank ist grundsätzlich ohne Grundbucheintrag möglich – wobei dies im Einzelfall immer mit der Hausbank abgestimmt wird.
-
Solaranlage finanzieren oder bar zahlen – was heißt das?
Haben Sie Geld auf dem Girokonto, so gilt dies als Barvermögen – Sie könnten also theoretisch einen gewissen Anteil der Kosten für die Solaranlage auch bar zahlen.
Gut zu wissen: PV Finanzierung ohne Grundschuld und ohne Eigenkapital ist in der Regel nur bis zu einem begrenzten Kreditrahmen möglich!
Finanzierung der Photovoltaik: Rechner nutzen und Kosten der Anlage berechnen
Welcher Zinssatz erwartet mich bei einer Photovoltaik-Finanzierung?
Der Zinssatz einer Photovoltaik-Finanzierung schwankt von Bank zu Bank. Während bei der KfW der Zinssatz, Stand Mai 2022, ab 2,05 % liegt, so geht es bei dem SWK Solarkredit bei 2,69 % effektivem Jahreszins los. Beim Sparkassen-Solar-Kredit beginnt der Zinssatz bei 2,49 %.
Wie hoch die Zinsen letztlich sind, hängt immer von der individuellen Bonität ab. Diese wird bei Antragstellung durch Ihre Hausbank bewertet.
Finanzierung von Photovoltaik mit Speicher
Zu einer Photovoltaikanlage gehört immer öfter auch ein Stromspeicher selbstverständlich dazu. Laut dem BSW Solar wurden 2021 fast doppelt so viele Solarspeicher zugebaut wie 2020. Hintergrund ist auch hier oft das wirtschaftliche Interesse an einem höheren Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms, der letztlich nur mit einem Batteriespeicher möglich ist. Explizit ist die Finanzierung von PV-Speichern mit der Finanzierung für Solaranlagen der KfW abgedeckt. Es gilt dabei der Zinssatz, der auch auf die Anlagenfinanzierung erhoben wird.
Obwohl die Technik eine Anfangsinvestition und damit möglicherweise auch eine Photovoltaik-Finanzierung erfordert, lohnt sich die Photovoltaik-Investition in jedem Fall. Denn mit einer eigenen Solaranlage produzieren Sie nicht nur Ihren eigenen Strom oder senken Ihre Heizkosten.
Durch den Einbau einer Photovoltaikanlage oder einer solarthermischen Anlage steigt auch der Wert Ihrer Immobilie. Als Nachweis dafür dient der Energieausweis, den Sie von einem professionellen Energieberater erhalten können. So rechnet es sich mehrfach, wenn Sie Ihre Solaranlage finanzieren.
Solarteure aus Ihrer Nähe helfen Ihnen bei allen Fragen zur Solar-Finanzierung weiter, auch was Zuschüsse und Förderungen betrifft.
An erster Stelle der Finanzierungsmöglichkeiten steht die geförderte und zinsgünstige Photovoltaik-Finanzierung der KfW-Bank. Darüber hinaus bieten weitere Banken Solarfinanzierungen, aber auch Solarleasing an.
Photovolatik lohnt sich grundsätzlich immer – es sei denn, das Dach bietet nicht genug Platz für eine aureichend große Anlage.
Üblich und sinnvoll ist, die PV-Finanzierung innerhalb der EEG-Förderungsdauer von 20 Jahren abzuschließen.
Gina Doormann ist Fachredakteurin für Erneuerbare Energien und PR-Managerin bei DAA.