Vorteile von Stromclouds | Nachteile von Stromclouds |
+ 100% Öko-Strom + saisonaler Ausgleich zwischen Stromproduktion und Stromverbrauch + Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz + keine Anschaffungskosten bei Solarclouds ohne Batteriespeicher | – komplizierte Berechnungs- und Vertragsmodelle – die Einspeisevergütung wird evtl. an den Cloud-Anbieter abgetreten – die Steuerabwicklung der Photovoltaikanlage verkompliziert sich – der Strompreis für den Zukauf nach der „Freistrommenge“ liegt häufig über dem normalen Strompreis |
Stromcloud: Tarife, Anbieter sowie Vor- und Nachteile
- Stromcloud: Tarife, Anbieter sowie Vor- und Nachteile
- Wohin mit dem überschüssigen Solarstrom?
- Was ist eine Stromcloud?
- Wie funktioniert eine Photovoltaik Cloud?
- Welche verschiedenen Berechnungsmodelle gibt es bei Strom-Konten?
- Wer sind die bekanntesten Anbieter für Stromclouds?
- Lohnt es sich, die Photovoltaikanlage an eine Stromcloud anzuschließen? Ist eine Solar Cloud sinnvoll?
- Lohnt sich eine Stromcloud ohne Speicher?
- Stromcloud: Erfahrungen und Analysen
Wolkige Aussichten - ab in die Stromcloud mit dem überschüssigen Strom? Foto: Sonnenschiff in Freiburg im Breisgau,© Gyula Gyukli, Adobe Stock
Wohin mit dem überschüssigen Solarstrom?
Wer mit seiner Photovoltaikanlage eigenen Strom erzeugt, spart Stromkosten ein. Sie können allerdings nicht rund um die Uhr so viel Strom erzeugen, wie Sie verbrauchen. Eine Photovoltaikanlage liefert Strom, wenn die Sonne scheint – also vor allem über die Mittagszeit und besonders in den sonnigen Monaten. Zu dieser Zeit entsteht in der Regel ein Solarstromüberschuss. Dieser Überschuss wird gegen eine Einspeisevergütung ins Stromnetz eingespeist. Das bringt jedoch deutlich weniger Rendite, als wenn man den Strom selbst verbraucht. Im Herbst, im Winter und generell in den Abendstunden wird hingegen kaum oder gar kein Strom produziert, jedoch eher viel Strom benötigt.
Um dieses Problem zu beheben und den zusätzlich benötigten Strom nicht aus dem öffentlichen Netz zu beziehen, haben Sie als Betreiber einer Photovoltaikanlage zwei Möglichkeiten:
- Sie investieren in einen Stromspeicher, der den Solarstrom puffert. Diese Batteriespeicher verfügen nur über eine begrenzte Kapazität – einen Teil Ihres Stromverbrauchs müssen Sie dennoch zukaufen.
- Oder Sie speichern zusätzlich den überschüssig produzierten Solarstrom in einer Stromcloud.
Was ist eine Stromcloud?
Bei einer Stromcloud handelt es sich um ein Stromkonto, das sich vorwiegend an private Betreiber von Photovoltaikanlagen richtet. Eine Stromcloud funktioniert theoretisch wie ein Cloudspeicher bei Computern. Geht es beim Cloud Computing darum, Dateien in der „Wolke“ zu speichern, dreht es bei einer Stromcloud darum, den überschüssig erzeugten Strom bei einem Anbieter zu „lagern“. Die Cloud ist hier jedoch das Stromnetz, in das der Solarstrom eingespeist wird.
Der eigene Strom wird nicht physisch in der Solarcloud gespeichert, sondern in das öffentliche Netz eingespeist und dort vermarktet. Es handelt sich also um ein virtuelles Stromkonto.
Wie funktioniert eine Photovoltaik Cloud?
Der ins Stromnetz eingespeiste Solarstrom wird Ihnen auf dem Solarkonto gutgeschrieben. Erzeugt Ihre Anlage weniger Strom können Sie und andere Cloud-Mitglieder der jeweiligen „Cloud-Community“ auf die Stromcloud zugreifen und den Strom vom Anbieter beziehen. Diese „Abbuchung“ vom Solarkonto ist vertraglich geregelt.
In den meisten Fällen steht Ihnen als Cloud-Nutzer eine fixe "Freistrommenge" zur Verfügung. Im Idealfall können Sie Ihren gesamten Strombedarf durch Ihren Photovoltaikstrom sowie den Strom aus der Cloud abdecken. Benötigen Sie mehr Strom, beziehen Sie diesen in der Regel zum marktüblichen Strompreis.
Welche verschiedenen Berechnungsmodelle gibt es bei Strom-Konten?
Um Teil einer Cloud-Community zu werden, schließen Sie mit einem Stromcloud Anbieter einen Vertrag ab. Je nach Anbieter gelten dabei unterschiedliche Bedingungen:
- Stromcloud ohne Batteriespeicher: Einige Anbieter bieten die Stromcloud unabhängig von einem Stromspeicher an.
- Stromcloud als Speicherergänzung: Manche Anbieter setzen voraus, dass Sie eine Photovoltaikanlage mit Speicher betreiben und die Cloud nur als Ergänzung nutzen.
- Stromcloud mit Stromspeicher: Sie können nur an der Stromcloud teilnehmen, wenn der Stromspeicher ebenfalls vom selben Cloud-Anbieter stammt.
Wer sind die bekanntesten Anbieter für Stromclouds?
Je nach Anbieter wählen Sie zwischen verschiedenen Paketen. Die Berechnungsmodelle sehen dabei unterschiedlich aus:
- Monatlicher Grundpreis: Sie zahlen einen monatlichen Festbetrag und können so viel Strom „abbuchen“, wie Sie eingespeist haben. Benötigen Sie mehr Strom, als Sie gespeichert haben, entstehen zusätzliche Kosten. Die Höhe des monatlichen Grundpreises hängt von Ihrem Energiebedarf, dem Eigenverbrauch, der Größe Ihrer Photovoltaikanlage und der Speicherkapazität Ihres Batteriespeichers ab.
- Vergütung + monatlicher Grundpreis: Unabhängig vom Verhältnis aus Stromeinspeisung und Strombezug erhalten Sie für den eingespeisten Strom eine Vergütung und zahlen für den aus der Cloud bezogenen Strom eine monatliche Pauschale.
- Stromflatrate: Als Cloudnutzer erhalten Sie für den eingespeisten Strom eine Freistrommenge entsprechend Ihres Strombedarfs. Nehmen Sie den Freistrom nicht im vollen Umfang in Anspruch, erhalten Sie eine Rückvergütung.
Achtung: Die Einspeisevergütung, die Sie nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz für die Einspeisung Ihres Solarstroms ins öffentliche Stromnetz erhalten, treten Sie bei den meisten Cloud-Anbietern an diesen ab.
Gut zu wissen: Einige Anbieter helfen dabei, die öffentlichen Stromnetze zu stabilisieren, indem sie Schwankungen im Netz mit Strom aus der Cloud ausgleichen. Als Cloud-Mitglied werden Sie am Gewinn des Stromverkaufs am Energiemarkt beteiligt.
Stromcloud Vergleich: Die großen Cloud-Anbieter am Markt
- E.ON SolarCloud:
E.ON stellte die eigene Photovoltaik Cloud Im September 2021 ein. Die weiteren Solarangebote des Unternehmens finden Sie jetzt unter EON Solarstrom.
- LichtBlick "StromWallet":
Die "StromWallet" von LichtBlick arbeitet mit einem "Stromguthaben" - jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom wird nicht mit der Einspeisevergütung verrechnet, sondern auf diesem Stromguthaben vermerkt. Übersteigt der Bedarf die Einspeisung - beispielsweise in den Wintermonaten - so werden die gesammelten Kilowattstunden auf dem Stromguthaben 1:1 in Ökostrombezug umgewandelt.
Darüber hinausgehender Strombezug wird auf Basis eines Ökostromtarifes abgerechnet. Kernargument der StromWallet: der selbst erzeugte Solarstrom wird so rechnerisch auch vollständig selbst genutzt. https://www.lichtblick.de/zuhause/solar/stromwallet
- New energy cloud "CloudStrom":
Die "New Energy Cloud" - Stromcloud ist eine weitere klassische Stromcloud-Lösung. Ein Kernaspekt dieser Cloud: sie arbeitet *herstellerunabhängig* - solange Sie eine PV-Anlage mit oder ohne Speicher betreiben, können Sie diese Cloud in Anspruch nehmen. Übrigens ist diese Stromcloud keine reine Solar Cloud: auch mit einem BHKW oder einem Kleinwindrad können Sie in die Stromwolke einspeisen.
Der von Ihnen eingespeiste Solarstrom wird auf ein Stromguthaben eingezahlt. Jede eingespeiste Kilowattstunde Überschussstrom wird mit der Einspeisevergütung entlohnt. Überschusstrom ist hier der jährlich eingespeiste Strom abzüglich des bezogenen Stromes.
Es gibt eine monatliche Nutzungsgebühr, abhängig vom Tarif - derzeit ab 33 Euro. Darin inkludiert sind in diesem Fall der Bezug von 1.000 Kilowattstunden Strom. Entnehmen Sie mehr als diese Menge Strom, zahlen Sie tarifabhängig wie beim "normalen" Stromanbieter auch für den Strombezug.
In der New Energy Cloud gibt es noch Zusatzoptionen gegen Aufpreis:
- Die "Best-Preis-Garantie". Automatische Tarifwahl je nach Strombezug / Einspeisung
- "Zero-Cost-Cloud": Keine monatliche Abrechnung. Abrechnung am Jahresende.
- "SolHeat": Einbindung einer Wärmepumpe
- "Cloud-to-Share": Einbindung weiterer anderer Abnahmestellen innerhalb Deutschlands
- "Cloud-to-Car": Einbindung einer Wallbox
- Über Tarif "Friends" auch für Post-EEG-Anlagen möglich
- SENEC.Cloud
Auch die SENEC.Cloud arbeitet mit einem virtuellen Stromguthaben - Überschussstrom wird auf dem Konto gutgeschrieben und kann bei Bedarf wieder von dort abgezogen werden. Darüber hinaus bezogener Strom wird zu günstigen Konditionen über einen Ökostromvertrag berechnet. Liegt am Jahresende ein Einspeiseüberschuss vor, können Sie den Tarif anpassen oder die Einspeisevergütung für den Strom in Anspruch nehmen.
Es gibt eine ausführliche Staffelung verschiedener Basispaket-Tarife mit variabler freier Rückliefermenge und monatlichen Nutzungsgebühren. Die gewählte Paketlösung kann jedoch auch flexibel angepasst werden.
Auch hier gibt es weitere Zusatzpakete um häusliche Stromverbraucher in den Tarif mit aufzunehmen:
- SENEC.Cloud: Wärme für Wärmepumpe und Nachtspeicherheizung
- SENEC.Cloud to go: Elektrofahrzeug zuhause und an Ladestationen aufladen
- SENEC.Cloud Family & Friends: eigenen Solarstrom an bis zu zwei weitere Abgabestellen weiterleiten
https://senec.com/de/produkte/senec-cloud
- sonnenFlat
Auch die sonnenFlat arbeitet nach dem Guthabenprinzip: Überschussstrom landet auf dem Stromkonto, bei Netzbezug wird von dort wieder abgebucht. Wird über das Jahr gesehen mehr eingespeist als bezogen, erhalten Sie eine Rückvergütung. Alternativ können Sie über die "sonnenFlat direkt" mit Ihrem Überschusstrom auch an der Direktvermarktung teilnehmen. Hier erzielen Sie pro Kilowattstunde meist höhere Erlöse als über die Einspeisevergütung. Das ist vor allem bei größeren Anlagen mit viel Überschussstrom attraktiv.
Sonnen bietet einige Paketlösungen:
- energyClassic (siehe oben)
- energyPro (plus Notstromlösung und für höhere Verbräuche ausgelegt)
- energyCharge (zusätzlich Wallbox für Elektroautos)
- Polarstern "Wirklich Eigenstrom"
Das Angebot von Polarstern ist keine Photovoltaik Cloud als solche, sondern eher als Ergänzung einer PV-Anlage mit Speicher zu verstehen. Reicht ihre Stromproduktion nicht aus, beziehen Sie ihre Elektrizität von Polarstern - im Prinzip also ein Stromtarif. Er hat allerdings den Vorteil, dass keine Grundgebühr anfällt. Außerdem sind Sie nicht herstellergebunden - Sie können den Tarif nutzen, ohne einen bestimmten Speicher zu nutzen oder andere Komponenten eines bestimmten Anbieters.
Lohnt es sich, die Photovoltaikanlage an eine Stromcloud anzuschließen? Ist eine Solar Cloud sinnvoll?
Ob es sich in Ihrem persönlichen Fall rechnet, an einer Stromcloud teilzunehmen, hängt vom Kontext ab: Wie viel Strom erzeugt Ihre Photovoltaikanlage? Wie groß ist die Speicherkapazität Ihres Stromspeichers? Wie hoch ist Ihr Stromverbrauch? Wie viel Strom müssen Sie zukaufen?
Wichtig ist, dass Sie die Kosten abwägen: Bei der Teilnahme an einer Stromcloud ohne Speicher entfallen die Stromspeicher Kosten ebenso wie spätere Wartungs- und Reparaturkosten. Auf der anderen Seite verzichten Sie aber auf die staatlich geregelte Einspeisevergütung – denn diese wird an den Cloud-Anbieter abgetreten. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Berechnungs- und Vertragsmodelle aufgrund der unterschiedlichen Komponenten auf den ersten Blick kompliziert und wenig transparent wirken. Die Anbieter lassen sich dadurch nur schwer miteinander vergleichen.
Unser Fazit: Es ist ratsam, dass Sie sich als Betreiber einer Photovoltaikanlage genau informieren und sich einen Überblick verschaffen, welche Kosten auf Sie zukommen und wo Sie einsparen können. Machen Sie auf jeden Fall den Vergleich, ob die Teilnahme an einer Stromcloud in ihrem individuellen Fall günstiger ist als der Bezug des Reststroms über einen Ökostrom-Anbieter.
Falls Sie ein Mehrfamilienhaus besitzen oder dort zur Miete wohnen gibt es neben einer Stromcloud noch eine weitere Möglichkeit, Solarenergie zu nutzen: den Mieterstrom. Damit können Sie entweder den Strom gegen eine zusätzliche Förderung an die Mieter weiterverkaufen oder als Mieter einen im Vergleich zum Grundversorger preiswerteren Mieterstromtarif in Anspruch nehmen.
Lohnt sich eine Stromcloud ohne Speicher?
Prinzipiell ist auch die Lösung einer Stromcloud ohne Speicher möglich. Immer empfehlenswert ist es aber eher nicht.
Eine Photovoltaikanlage rechnet sich vor allem dann, wenn möglichst viel Eigenverbrauch möglich ist. Je mehr Sie stattdessen ins Netz einspeisen, desto geringer fällt die Rendite einer Anlage aus: die Einspeisevergütung selbst ist zu niedrig, damit sich eine Anlage voll rechnet. Wenn Sie also einen Tarif haben, in dem Sie beispielsweise den überschüssigen Strom am Jahresende gegen die Einspeisevergütung verrechnen, besteht eigentlich kein Anlass für eine Stromcloud - außerdem steigen die Grundgebühren mit dem geplanten Strombezug. Im Falle eines Tausches von eingespeistem Strom gegen Strom bei Bedarfszeiten könnte sich die Geschichte allerdings eventuell rechnen. Hier ist also genaue Rechenarbeit erforderlich.
Eine Anlage mit Speicher ist besonders in kürzeren Zeiträumen fähig, den Eigenverbrauch zu erhöhen - Sie stellt auch an sonnenschwachen Stunden Strom über den Speicher zur Verfügung und erhöht so den Eigenverbrauch. Saisonal betrachtet gibt es jedoch vor allem in den Wintermonaten das Problem, dass dann nur wenig Strom im Speicher landet. Das ist im Endeffekt der Punkt, an dem die Stromcloud ansetzt: während der Speicher eher in kleineren Abschnitten den Eigenverbrauch erhöht, weiten die Stromclouds dieses Prinzip auf ein Kalenderjahr aus. Sie können den Überschussstrom so virtuell langfristig speichern. Der Heimspeicher ist sozusagen der Kurzfristspeicher, während der virtuelle Speicher Stromcloud eher die langfristige Perspektive abdeckt.
Stromcloud: Erfahrungen und Analysen
EuPD Research führte im September 2020 eine Befragung zur Stromcloud durch. Aus der Pressemitteilung zur Erhebung heißt es: "Gut ein Drittel der Befragten haben durchaus Interesse an einer Cloud- oder Community-Lösung. Allerdings spielen hohe Kosten, sowie die nicht erkennbaren Vorteile und die damit verbundene Intransparenz der Angebote eine entscheidende Rolle, warum die Endkunden ein solches Angebot aktuell noch nicht nutzen. Auch in diesem Jahr wird deutlich, dass einige Angebote wenig transparent dargestellt und nur schwer verständlich aus Kundensicht sind. Hier ist noch Potenzial vorhanden für Verbesserungen in einem wachsenden Markt."
Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat im März 2022 ein eher distanziertes Urteil gefällt: es gebe zwar einige Tarife, die zu einem Kostenvorteil bei Kunden führten, aber Stromclouds werden insgesamt noch als intransparent und schwer zu beurteilen bewertet. Zusätzlich solle besonderes Augenmerk darauf gerichtet werden, dass bei einer Bindung der Stromcloud an einen Speicher des Anbieters die Dimensionierung nicht zu groß ausfällt.