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Photovoltaik Gründach: Natur- und Klimaschutz in einem Paket

Bei Flachdächern entscheiden sich viele für eine Dachbegrünung, andere installieren eine Photovoltaikanlage auf ihrem Flachdach. Warum diese beiden beliebten Aufbauten nicht einfach miteinander kombinieren? In unserem Ratgeber erfahren Sie, was genau ein Solar-Gründach ist, wie es funktioniert und worauf dabei zu achten ist. Neben einem Kostencheck liefern wir Ihnen übersichtlich alle Vorteile und Nachteile eines Photovoltaik-Gründachs. Weiterlesen
Thorben Frahm
Thorben Frahm
31 Mai 2024

Photovoltaik-Gründach – alles über die Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung

Photovoltaik plus Dachbegrünung – klimafreundliche Ideallösung oder nur ein Kompromiss?

Photovoltaikanlagen und Dachbegrünungen leisten beide einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz. Während PV-Anlagen umweltfreundliche Energie genau dort erzeugen, wo sie gebraucht wird, verbessern Gründächer das Stadtklima und tragen zum Natur- und Artenschutz bei. Ist eine Kombination beider Technologien folglich die ideale Lösung mit dem größtmöglichen Klimanutzen?

Ein Photovoltaik Gründach mit aufgeständerten Solarmodulen in mehreren Reihen. Ein gewisser Mindestabstand zwischen den Reihen minimiert Verschattung auf den Modulen

Bei einem Photovoltaik-Gründach sollte der Abstand zwischen den Modulreihen besondere Aufmerksamkeit erhalten, Foto: René Notenbomer, AdobeStock.com

Eines vorab: Photovoltaikanlagen reduzieren die umweltschädlichen CO2-Emissionen deutlich stärker als Gründächer. Wenn die Dachbegrünung dafür sorgt, dass weniger PV-Module installiert werden können, ist die Kombination mit Blick auf die CO2-Bilanz rein rechnerisch also nicht sinnvoll. Aber: Mittlerweile gibt es viele Kommunen, die eine Dachbegrünung bei Neubauten vorschreiben. In diesen Fällen ist die Kombination eine ideale Lösung.

Und auch bei Flachdächern, bei denen die komplette Flächennutzung für PV sowieso nicht möglich bzw. effizient ist, stellen Solardächer mit Begrünung eine bewährte, umweltfreundliche Alternative dar. Neben eventuellen Vorschiften spielen andere – beispielsweise ästhetische, finanzielle oder ideologische – Gründe eine Rolle bei der Entscheidung für ein Solar-Gründach.

Fest steht, dass

  • ein Photovoltaik-Gründach unter Berücksichtigung der jeweiligen baulichen Voraussetzungen meist problemlos machbar ist.
  • ein Photovoltaik-Gründach zum Klimaschutz, zur Biodiversität und zur Stromerzeugung erneuerbarer Energien beiträgt.
  • Effizienz und Leistung der Photovoltaikanlage durch die Dachbegrünung (bzw. Kühlung, Staubabsorption und Reflexionsverhalten der Pflanzen) sogar um bis zu 8 Prozent gesteigert werden, stellt der Anbieter Polarstern in einer Studie zu Photovoltaik-Gründächern fest.

Was ist eine Dachbegrünung und welchen Nutzen hat sie?

Ökologisches Bauen wird aufgrund von Klimawandel und zunehmender Bebauung immer wichtiger. Eine effiziente Lösung bieten Dachbegrünungen, die einen klimafreundlichen Ausgleich zur steigenden Flächenversiegelung schaffen und für ein besseres Stadtklima sorgen. Besonders geeignet sind Dachbegrünungen bei Flachdächern.

Ein Gründach überzeugt mit vielen Vorteilen:

  • Regenwasserrückhaltung entlastet die Kanalisation
  • Schafft neue Lebensräume und verbessert Artenschutz und Biodiversität
  • Verbessert die Luftqualität
  • Schützt die Dacheindeckung vor UV-Strahlung
  • Kühlt die umgebende Luft und installierte PV-Module
  • Niedrigere Heizkosten im Winter dank zusätzlicher Dämmung des Hauses
  • Schützt im Sommer vor Wärme
  • Steigert Lärm- und Schallschutz
  • Ansprechende Ästhetik durch die Bepflanzung

Bei einem Gründach kommen zwei Arten der Dachbegrünung infrage:

1.Intensive Dachbegrünung: Aktiv angelegte, oftmals pflegeintensive Gründächer zur gezielten Nutzung, z. B. als Dachgarten oder zur urbanen Landwirtschaft. Aufgrund der zahlreichen, unterschiedlichen Pflanzen mit verschiedenen Wuchshöhen ist eine Substrathöhe zwischen 12 bis 40 cm notwendig, was den Aufbau sehr schwer und vergleichsweise teuer macht.

2.Extensive Dachbegrünung: Pflegeleichte Gründächer mit oftmals niedrig wachsenden, robusten Pflanzen, wie Bodendecker, Kräuter und Sedumpflanzen. Es ist lediglich eine Substrathöhe von 6 bis 20 cm erforderlich, sodass extensiv bepflanzte Dächer selbst auf Leichtdachkonstruktionen möglich sind.

Gut zu wissen:

Sowohl intensive als auch extensive Dachbegrünungen sind genehmigungspflichtig. Für eine funktionierende Dachbegrünung muss nicht nur die Statik des Hauses allen Anforderungen entsprechen, sondern darüber hinaus muss der richtige Aufbau der verschiedenen Schichten eingehalten werden. Eine intensive Dachbegrünung sollte immer von einem Fachbetrieb übernommen werden.

PV-Anlagen auf einem Flachdach – geht das?

Während das Flachdach für Dachbepflanzungen wie geschaffen ist, stehen Besitzer von Photovoltaikanlagen bei einem Flachdach vor einigen Herausforderungen. Denn anders als bei einem Schrägdach ist der Einstrahlungswinkel bei einem flachen Dach für Photovoltaik nicht förderlich – die Sonneneinstrahlung sollte möglichst senkrecht auf die Solarmodule treffen. Die Lösung: eine Photovoltaikanlage mit Aufständerung. Fest montierte Gestelle

  • Verbessern den Aufstellwinkel und gleichen die geringe Dachneigung eines Flachdaches aus,
  • Erreichen die bestmögliche Dachausrichtung und
  • Steigern somit die Effizienz der PV-Anlage.

Eine Aufständerung sorgt allerdings auch für montagebedingte Mehrkosten bei der Installation der Photovoltaikanlage.

Gut zu wissen: Mindestabstände zwischen den einzelnen Modulen sind wichtig, damit sie sich gegenseitig nicht verschatten und eine gute Belüftung für einen hohen Wirkungsgrad sorgen kann. Dadurch bleiben bei einer Aufständerung viele Freiräume, die optimal zur Dachbegrünung genutzt werden können.

Wie funktioniert die Kombination aus begrüntem Dach und Solaranlage?

Eine Photovoltaikanlage lässt sich mit einem Gründach auf zweierlei Arten kombinieren:

1.Beide Aufbauten werden unmittelbar miteinander verbunden: Die PV-Module werden direkt auf die Begrünung gestellt und die komplette Dachfläche genutzt. In diesem Fall empfiehlt sich eine extensive Bepflanzung, bei der die Pflanzen niedrig wachsen.

2. Beide Aufbauten werden räumlich getrennt voneinander installiert: Eine Hälfte des Daches wird bepflanzt (intensive oder extensive Dachbegrünung) und auf der anderen werden die Photovoltaik-Module mit Aufständerung installiert.

Mit einem Photovoltaik-Gründach, das beide Komponenten direkt miteinander verbindet, nutzen Sie die Dachfläche effizienter und sorgen außerdem dafür, dass die PV-Module von der kühlenden Wirkung der Pflanzen profitieren.

Worauf ist bei einer Dachbegrünung und Photovoltaik zu achten?

Ein Solar-Gründach bietet der Umwelt, Ihrem Haus und Ihrem Budget vor allem dann Vorteile, wenn Sie einige Punkte beachten:

  • Achten Sie unbedingt darauf, dass die Statik des Hauses die Anforderungen eines Solardachs erfüllt.
  • Das Anlegen der Dachbegrünung, die Bepflanzung und die Montage der PV-Module müssen fachgerecht erfolgen. Organisieren Sie einen reibungslosen Gewerke-Übergang der verschiedenen Fachbetriebe.
  • Nutzen Sie die Dachfläche effizient, um möglichst viel Solarstrom zu produzieren.
  • Sorgen Sie für einen ausreichend großen Reihenabstand zwischen den Modulen, damit es zu keiner Verschattung der Solarmodule kommt.
  • Entscheiden Sie sich für niedrige Pflanzen, damit es zu keiner Verschattung und somit zu keinen Ertragseinbußen kommt.
  • Denken Sie an eine regelmäßige Kontrolle und einen Rückschnitt der Pflanzen.
  • Verwenden Sie insektenfreundliche Pflanzen und schaffen Sie tierfreundliche Lebensräume.
Mit einer Ost-West-Aufstellung auf diesem Gründach mit Photovoltaik vermeidet man Erzeugungsspitzen in der Mittagszeit und nutzt die Solarstrahlung bestmöglich aus

Solar-Gründach mit Ost-West-Ausrichtung, Foto: Ines Porada, AdobeStock.com

Lässt sich ein begrüntes Dach mit PV nachträglich aufbauen?

Die meisten Bauherren oder Hausbesitzer entscheiden sich im Zuge eines Neubaus oder einer Dachsanierung für ein Solardach. Erlauben Bauweise, Dachabdichtung, Statik und Co eine nachträgliche Installation, ist aber auch das möglich. Sie haben bereits eine Dachbepflanzung und möchten Photovoltaik nachträglich aufs Gründach setzen? Das ist ebenfalls machbar, wenn der bauliche Zustand des Daches das zusätzliche Gewicht einer Photovoltaikanlage zulässt.

Wie hoch die Photovoltaik-Gründach Kosten ausfallen

Mit einem Solar-Gründach sparen Sie Stromkosten durch die Photovoltaikanlage und Heizkosten durch die Dämmwirkung der Dachbegrünung. Um vom PV-Gründach zu profitieren, müssen Sie aber erstmal investieren. Die Höhe der Kosten einer Photovoltaikanlage hängt von verschiedenen Faktoren ab wie der Dachfläche, der Leistung der Photovoltaikanlage, der Art der Bepflanzung etc.

Die folgenden Angaben sind somit Richtwerte, die der Orientierung dienen:

KostenpunktKosten
Extensive Dachbegrünungeinmalig 20–40 Euro/m²
Intensive Dachbegrünungeinmalig 40–80 Euro/m²
Pflege der Dachbegrünungpro Jahr 3–5 Euro/m²
Photovoltaikanlageeinmalig 1.500 Euro/kWp
Wartung PV-Anlagepro Jahr ca. 100–200 Euro

Rechenbeispiele

Beispiel 1:

Sie haben ein Flachdach mit einer Dachfläche von 75 m² und wollen darauf ein Photovoltaik-Gründach installieren. Die gesamte Dachfläche soll extensiv begrünt werden und die PV-Anlage hat eine Leistung von 4 kWp:

KostenpunktKosten
Extensive Dachbegrünung75 x 20–40 Euro = 1.500–3.000 Euro
Photovoltaik4 x 1.500 Euro = 6.000 Euro

Sie müssen 7.500 bis 9.000 Euro investieren, haben dafür aber ein komplett begrüntes Dach und können einen hohen Anteil Ihres Stromverbrauchs mit Solarstrom abdecken - ein hoher Eigenverbrauch ist der beste Weg, um eine PV-Anlage rentabel zu betreiben.

Beispiel 2:

Sie haben ein Flachdach mit einer Dachfläche von 75 m² und wollen darauf ein Photovoltaik-Gründach installieren. Die Hälfte der Dachfläche soll intensiv begrünt werden und die PV-Anlage hat aufgrund der begrenzten (halben) Fläche eine Leistung von 2 kWp:

KostenpunktKosten
Intensive Dachbegrünung37 x 40–80 Euro = 1.480–2.960 Euro
Photovoltaik2 x 1.500 Euro = 3.000 Euro

Sie müssen 4.500 bis 6.000 Euro investieren, können einen schönen Dachgarten anlegen, produzieren aber nur wenig Solarstrom. Es ist anzunehmen, dass Sie den Großteil Ihres Strombedarfs aus dem öffentlichen Stromnetz abdecken müssen.

Gibt es staatliche Förderungen für ein begrüntes Solardach?

Der Staat unterstützt Sie finanziell bei einem Solardach. Sie können bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank) oder beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beantragen. Die BEG fördert sowohl Photovoltaikanlagen als auch Dachbegrünungen. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Kommunen und Länder, die Gründächer, Solaranlagen oder sogar die Kombination als Photovoltaik-Gründach fördern. Informieren Sie sich rechtzeitig, um die Kosten durch Photovoltaik Förderung deutlich zu senken.

Gut zu wissen: Viele Kommunen reduzieren für begrünte Dächer die Niederschlagswassergebühren.

Fazit: Wie sinnvoll ist ein begrüntes Solardach?

Ein Solar-Gründach lässt sich in der Regel bei Flachdächern gut umsetzen. Vor allem, wenn im Bebauungsplan ein Gründach vorgeschrieben ist, empfiehlt es sich, dieses mit einer Photovoltaikanlage zu kombinieren. So leisten Sie nicht nur einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zur Biodiversität, sondern erzeugen auch noch eigenen Solarstrom und reduzieren so Ihre Stromkosten und die CO2-Emissionen. Darüber hinaus verbessert die Dachbegrünung gerade im Sommer die Leistung Ihrer Photovoltaikanlage.

Thorben Frahm
Thorben Frahm ist Redaktionsleiter und Fachredakteur für Photovoltaik.
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